Der von Dieter Schwarz finanzierte Risikokapitalgeber Zukunftsfonds Heilbronn und seine Tochter Born2Grow sortieren sich neu. In Heilbronn sind sie nun eng an der Seite der Campus Founders.
Von Christian Gleichauf, Foto: Zukunftsfonds/Fotostudio M42
Seit seiner Gründung hat der Zukunftsfonds Heilbronn mehrere Hightech-Firmen nach Heilbronn geholt und damit unter anderem die Entwicklung des Zukunftsparks Wohlgelegen mit seinem Schwerpunkt Life Sciences maßgeblich mitgestaltet.
Vor zahlreichen Geschäftspartnern erläuterte Geschäftsführer Thomas Villinger vor wenigen Tagen aber eine Neuausrichtung: Künftig wird sich der Zukunftsfonds auf die Finanzierung von Unternehmen in Heilbronn konzentrieren.
Kein Schmerzensgeld mehr für die Übersiedlung
Es ist ein grundlegender Strategiewechsel. “Aber durch das Engagement der Dieter-Schwarz-Stiftung hat sich das Ökosystem für Gründer hier schnell weiterentwickelt”, sagt Villinger, “und so hat Heilbronn inzwischen auch eine gewisse Strahlkraft.”
Frei übersetzt soll das heißen: Firmen mit Schmerzensgeld nach Heilbronn zu locken, erscheint jetzt eher kontraproduktiv. Der ehemalige IHK-Präsident und TDS-Gründer Günter Steffen, der nun für den Zukunftsfonds aktiv ist, betont: “Es ist der Region gelungen, da herauszuwachsen, wohlgemerkt durch die individuelle Förderung durch Herrn Schwarz.”
Die Aufgaben sind klar getrennt
Dieter Schwarz steht auch hinter dem Zukunftsfonds, allerdings nicht über die Stiftung, die gemeinnützig angelegt ist. 200 Millionen Euro hat der Herr über Lidl und Kaufland dem Risikokapitalfonds überlassen.
Mit dem Wagniskapital haben sich der Fonds und seine Tochter Born2Grow in den vergangenen 17 Jahren an 36 Unternehmen beteiligt, zwölf davon sind nach Heilbronn gekommen, vier von diesen hatten allerdings auch keinen dauerhaften Erfolg.
Im Verhältnis keine schlechten Quoten, findet Thomas Villinger, insbesondere, weil unter dem Strich das Geld vermehrt wurde, wie er durchblicken lässt. “Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben.”
Bei Born2Grow spricht der Name auch im Ausland für sich
Doch es sei teuer gewesen, alle Unternehmen immer unter dem Vorbehalt zu begutachten, ob es eine Chance gibt, sie nach Heilbronn zu holen, sagt Steffen. Daraus ergibt sich jetzt eine neue Herangehensweise.
National und international aktiv bleibt Born2Grow, ein sogenannter Seed-Fonds, der sich in der Regel mit einigen Hunderttausend Euro an vielversprechenden Start-ups beteiligt. “Da spricht der Name für sich und man muss in Israel oder Finnland nicht erst erklären, was das heißen soll”, sagt Villinger.
Genau in solchen Ländern sehen die Wagniskapitalexperten besonders große Chancen, auch für Kooperationen mit Mittelständlern aus der Region. Mehr als fünf Neu-Investments pro Jahr sind das Ziel. “Mit denen wollen wir auch Geld verdienen”, stellt Villinger klar.
Zukunftsfonds für die Zukunft Heilbronns
In Heilbronn soll künftig der Zukunftsfonds aktiv sein und dazu beitragen, aus der Stadt eine Gründer-City zu machen. So finanziert der Fonds nun auch den Inkubator AI Founders der Campus Founders, der im Oktober an den Start geht. Zudem sitzt Günter Steffen im Beirat der Campus Founders und bringt dort seine Expertise mit ein.
“Man muss lernen, mit solchen Investments umzugehen”, sagt Steffen. “Wir haben in der Vergangenheit schließlich bis zu 1000 Gründer pro Jahr gescreent.” Also auf Stärken und Schwächen hin untersucht.
Unter der Marke Move2Grow werden gemeinsam mit den Campus Founders auch künftig noch junge Unternehmen unterstützt, wenn sie nach Heilbronn kommen wollen. Vier sind schon im Programm, zehn bis 15 weitere hat Villinger im Blick. Doch das passiert in einem überschaubaren Rahmen. Der Umzug wird nicht mehr bezahlt, wie das einst mit Novalung, heute Xenios, gleich mehrfach passiert ist. Immerhin blieb das Unternehmen auch nach der Übernahme durch Fresenius Medical Care der Stadt treu.
Auch inhaltlich eine Neuausrichtung
Gesunken ist das Interesse des Zukunftsfonds an Unternehmen, die im pharmazeutischen Bereich oder in der Biotech unterwegs sind. “Diese Unternehmen brauchen mindestens fünf, oft aber zehn oder 20 Jahre, das ist für uns zu lang”, sagt Villinger.
Er möchte sich hier auf angewandte oder digitale Life Science beschränken, daneben auf Software und Künstliche Intelligenz. Der KI-Park IPAI wirft seine Schatten voraus. Als “segensreich” bezeichnet Villinger dabei auch den direkten Draht zur Schwarz-Gruppe. Dort gibt es Experten, vor allem in den Bereichen Handel, Wertstoffkreislauf und IT, die bei der Bewertung von Start-ups im internationalen Bereich sehr hilfreich seien.
Erfolgreiche Verkäufe
Zwölf Unternehmen hat der Zukunftsfonds nach Heilbronn geholt. Manche musste er später zwar mit Verlust verkaufen oder abschreiben, etwa AWS, Optotools oder Enymotion. Mehrfach wurde der Einsatz aber auch vermehrt. Über die jeweiligen Summen schweigt Geschäftsführer Thomas Villinger.
Gewinnbringend war etwa zuletzt der “Exit”, also der Verkauf der Beteiligung, von Protagen Protein Services (PPS) vor einem Jahr oder der von Echobot aus Karlsruhe vor gut zwei Monaten. Um die Größenordnung dieses Deals abschätzen zu können: 180 Millionen Euro hat das amerikanische Private-Equity-Unternehmen Great Hill Partners für Echobot und den Fusionspartner Leadfeeder hingelegt. Dem Zukunftsfonds dürften also auch für seine kleine Beteiligung noch eine kleinere zweistellige Millionensumme geblieben sein.
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme

