Wie Familien profitieren: Studie zeigt die Effekte eines Kita-Platzes

Eine neue Studie zeigt, wie bildungsferne Familien besser an einen Kita-Platz kommen und was für positive Effekte damit verbunden sind. Auch Philipp Lergetporer, der am TUM Campus Heilbronn forscht, gehört zum Wissenschaftlerteam.

Von Stimme-Redaktion, Foto: Midjourney/Robert Mucha

Kinder, die aus sozioökonomisch schwachen Familien kommen, besuchen seltener eine Kita oder einen Kindergarten: Das belegt eine neue Studie eines Forscherteams, zu dem auch Philipp Lergetporer gehört. Der Professor forscht am Global Center for Family Enterprise am TUM Campus Heilbronn. Die Wissenschaftler haben untersucht, ob bildungsferneren Familien der Zugang zu Kita-Plätzen erleichtert werden kann und ob Frauen dadurch bei Arbeitszeit und Einkommen profitieren.

Ein Teil der Familien wurde unterstützt, unter anderem von Studierenden

Hierfür befragten sie zunächst mehr als 600 Familien mit Kindern unter einem Jahr. Zwei Kommunen in Rheinland-Pfalz wurden exemplarisch herausgegriffen. Rund die Hälfte aller teilnehmenden Familien sah ein vierminütiges Informationsvideo über den Anspruch auf Betreuung, die Gebührenbefreiung bei niedrigem Einkommen sowie die Vorteile, die frühzeitige und mehrfache Bewerbungen bringen.

Außerdem wurden sie von extra geschulten Studierenden unterstützt. Diese recherchierten beispielsweise Informationen über Betreuungseinrichtungen und Bewerbungsverfahren, halfen beim Ausfüllen von Formularen und erinnerten an wichtige Termine. Jeweils ein halbes Jahr und anderthalb Jahre später wurden die Familien erneut befragt.

Das Ergebnis: Aufgrund der Entlastung durch die Kindertagesstätten konnten viele Frauen Vollzeit oder mit einer substanziellen Arbeitszeit in ihren Beruf zurückkehren. Mütter, denen bei der Kita-Bewerbung geholfen wurde, arbeiteten rund zweieinhalb Mal so häufig mindestens 30 Stunden pro Woche wie Mütter, die nicht unterstützt wurden. Im Vergleich arbeiteten sie wöchentlich fünf Stunden mehr. In den unterstützten Familien war zudem die Wahrscheinlichkeit einer Rollenverteilung, bei der der Vater Vollzeit und die Mutter Teilzeit arbeitet, um 20 Prozent geringer.

Das Einkommen der Mütter stieg

Die Hilfe hatte auch Auswirkungen auf das Gehalt: In den unterstützten Familien war das Einkommen der arbeitenden Mütter 22 Prozent und das Haushaltseinkommen dadurch zehn Prozent höher. Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen fiel innerhalb der Haushalte rund ein Drittel kleiner aus.

Mit wenig Aufwand könne der Gender-Gap, der Verdienstabstand pro Stunde zwischen Frauen und Männern am Arbeitsmarkt, verringert werden, freut sich Philipp Lergetporer vom TUM Campus Heilbronn. Trotzdem sieht der Professor Handlungsbedarf in der Politik. Dem Fachkräftemangel in Kitas müsse man etwa durch ein höheres Gehalt entgegensteuern.

Zahl der Kita-Plätze müsste erhöht werden

“Unterstützung für Familien, die Schwierigkeiten haben, sich mit dem Kita-System zurechtzufinden, ist ein einfaches Mittel mit großem Ertrag”, sagt Dr. Frauke Peter vom Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung.

“Noch sinnvoller wäre es allerdings”, betont Professor Simon Wiederhold von der KU Eichstädt-Ingolstadt, “die Bewerbungsverfahren so so zu vereinfachen und die Zahl der Kita-Plätze so zu erhöhen, dass gar keine Unterstützung von außen mehr nötig ist.”

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme