Über Jahrzehnte unterrichtet: Zwei Professoren geben einen Einblick in ihre Zeit an der HHN

Nach jeder Vorlesung “selbst ein bisschen schlauer”: Die Professoren Jörg Wild und Hans Dieter Wagner haben über mehrere Jahrzehnte an der Hochschule Heilbronn unterrichtet, und dabei so einiges erlebt.

Von Lisa Könnecke, Foto: Lisa Könnecke

Wenn man die Professoren Jörg Wild (63) und Hans Dieter Wagner (66) nach ihren Highlights an der Hochschule Heilbronn fragt, dann fallen ihnen viele ein. Kein Wunder, waren die beiden Männer doch viele Jahre dort tätig. Jörg Wild unterrichtete 27 Jahre im Studiengang Mechatronik und Robotik, also insgesamt 54 Semester, und Hans Wagner 21 Jahre im Studiengang Produktion und Prozessmanagement.

Seit dem ersten März sind sie im Ruhestand. Zu erzählen haben die beiden viel: “Ein Highlight für mich waren immer die Abschlussveranstaltungen. Es ist spannend zu sehen, was aus den Studierenden geworden ist, und wie sie sich die Jahre über entwickelt haben”, sagt Wagner.

Projekte mit Realitätsbezug

An was sich der 66-Jährige auch gerne zurückerinnert, sind die Heilbronner Dampftage im Süddeutschen Eisenbahnmuseum in Böckingen, die seine Studierenden vor einiger Zeit im Rahmen des Projektmanagement-Kurses organisiert hatten. “Dazu gehört immer auch eine Risikoanalyse, also welche möglichen Probleme das Projekt gefährden könnten.”

Relativ schnell hatten seine Studierenden in Betracht gezogen, dass eine der alten Loks auf dem Weg nach Heilbronn auf halber Strecke liegen bleiben könnte. Für den Fall der Fälle wurde eine Abschlepp-Lok organisiert – zu Recht, wie sich später herausstellte: Bei Sinsheim blieb tatsächlich ein Modell auf den Schienen liegen. “Diese Anekdote habe ich später oft in Vorlesungen erzählt”, sagt Wagner stolz. Projekte, die die Realität widerspiegeln, seien spannender als die graue Theorie, ist er überzeugt.

Durch Arbeit mit Studierenden immer am Puls der Zeit

Eine Tatsache, die beide Ruheständler sehr schätzen, ist, dass sie durch ihre Arbeit mit den Studierenden immer am Puls der Zeit waren. “Man kriegt immer den aktuellen Stand der Industrie mit, zum Beispiel, wenn jemand frisch aus der Lehre oder seinem Praxissemester kommt”, sagt Jörg Wild. Und: Man lernt quasi nie aus: “Nach jeder Vorlesung ist man selbst ein bisschen schlauer.”

Immer ein offenes Ohr gehabt

Die Nähe zu den Studierenden war beiden Professoren immer wichtig, wie sie betonen: “Als ich studierte, war mein Professor wie abgeschottet. Er hatte einen Assistenten, dessen Aufgabe es war, uns 300 Studenten alles beizubringen, was gerade besprochen wurde”, erinnert sich Wagner. “Es schneit immer jemand ins Büro herein”, sagt auch Wild und ergänzt lachend, dass er deswegen auch das eine oder andere Mal schon zu spät zu seiner eigenen Vorlesung gekommen sei. Jemanden stehen zu lassen, sei nie in Frage gekommen: “Ich habe versucht zu helfen, wo ich kann.”

Nach Online-Lehre wieder warm werden mit Vorlesungen vor Ort

Die ausschließliche Online-Lehre während der Corona-Lockdowns sei in der Hinsicht “kein großer Spaß” gewesen, sagt Jörg Wild. Technisch sei man zwar gut ausgestattet gewesen, aber die Kommunikation untereinander habe gelitten: “Es hat sich kaum jemand getraut, etwas zu sagen”, erinnert sich der 63-Jährige.

Eine Beobachtung, die der Professor bis vor kurzem noch machte: Viele müssten erst wieder warm werden mit dem Studierenden-Leben an der Hochschule vor Ort. Die Scheu, nachzufragen, weil man viele Gesichter noch nie persönlich gesehen hat, sei größer. “Aber das wird.”

 

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme