TUM-Talk in Heilbronn befasst sich mit Familienunternehmen im Wandel

Beim TUM-Talk auf dem Bildungscampus zeigt sich, dass der neue Forschungsgegenstand der TU München sehr heterogen ist. In einer Zeit des Wandels spielt die Generationenfrage bei diesen Unternehmen eine besondere Rolle.

Von Christian Gleichauf (Heilbronner Stimme), Foto: Matthias Stark

Es war eine große Werbeveranstaltung, und das nicht im negativen Sinne. Der zweite TUM-Talk in Heilbronn machte nach Monaten der gesellschaftlichen Abstinenz Lust auf das persönliche Gespräch, er pries das Unternehmertum und warb bei den Familienunternehmern dafür, sich zu öffnen und mit der TU München (TUM) zusammenzuarbeiten.

Die große Mehrzahl setzt auf Innovation

Transparenz ist nötig, wenn der Fokus der TUM auf Familienunternehmen als Forschungsgegenstand von Erfolg geprägt sein soll. Miriam Bird, Direktorin des Global Center for Family Enterprise (GCFE) in Heilbronn, brachte einige selbst erhobene Zahlen mit. So wollen beispielsweise 70 bis 80 Prozent der Familienunternehmen innovative Prozesse einführen und neue Geschäftsfelder erschließen. Was dahintersteckt und was der Rest vorhat, das gilt es noch zu untersuchen.

Wie wichtig diese Forschung ist, betonte Thomas Hofmann, der Präsident der TU München: »Wir erleben einen Zeitenwandel, der in historischem Ausmaß Druck auf unsere Unternehmenswelt ausübt.« Da sei es wichtig, die Fertigkeiten zu kennen, die notwendig sind, um unter den neuen Rahmenbedingungen zu bestehen.

Klare Worte einer Nachwuchsunternehmerin

100 Teilnehmer hatten sich für die Präsenzveranstaltung in der Aula auf dem Bildungscampus anmelden dürfen. Mit dabei waren Vertreter der Heilbronner Hochschullandschaft, der Forschungseinrichtungen, Politik und der regionalen Wirtschaft.

Sie hörten zum Einstieg eine selbstbewusste Sarna Röser, Juniorchefin des Mundelsheimer Zementrohr-Herstellers Karl Röser & Sohn. Die 34-Jährige warnte, dass der Unternehmergeist schwinde, jeder zweite Student Beamter werden wolle und die Unternehmen mit einem »Arbeitsrecht aus dem Mittelalter« zu kämpfen hätten. Die Vorsitzende der Jungen Unternehmer zeigte klare Kante: Die Politik solle »verdammt noch mal wertschätzen, dass wir die Arbeitsplätze in Deutschland halten«.

Bei der Nachfolge wird es immer emotional

Kirsten Hirschmann, derzeit kommissarische Präsidentin der IHK Heilbronn-Franken, legte einen anderen Schwerpunkt. In der vom Campusbeauftragten der TUM, Helmut Krcmar, geführten Diskussionsrunde betonte sie, wie emotional verbunden viele Familienunternehmer mit ihrem Betrieb und ihrer Region sind.

Seit 25 Jahren führt die Eberstädterin das Unternehmen, das sie nach dem unerwarteten Tod ihres Vaters als junge Frau übernommen hat. Irgendwann stelle sich auch bei ihr die Nachfolgefrage, und eigene Nachkommen habe sie nicht. »Ein Verkauf würde schon schmerzen«, sagte sie.

In vielen Unternehmen hat Miriam Bird auch einen Generationenkonflikt beobachtet. Die Jungen wollten den Betrieb weiterentwickeln, dazu brauche es aber die Akzeptanz der älteren Generation und viel gegenseitige Wertschätzung.

Manchmal empfiehlt sich ein Fremdmanagement

Das typische Familienunternehmen gibt es allerdings auch nicht. Das unterstrich auch der Heilbronner Wolf Michael Nietzer, der als Anwalt in Deutschland wie in den USA regelmäßig Gründungs- und Nachfolgeprozesse begleitet. Nicht immer kämen die Kinder überhaupt als Nachfolger infrage. »Wenn es Kinder gibt, dann kann man sagen, bei der Hälfte funktioniert es, bei der anderen Hälfte nimmt man besser ein Fremdmanagement.«