Das Fliegen erscheint vielen selbst bei innereuropäischen Reisen immer noch als einfachste Option. Das will eine Gruppe Studierender der Hochschule Heilbronn ändern. Sie haben Handlungsempfehlungen für ein klimafreundlicheres Auslandssemester entworfen.
Von Annika Heffter (Heilbronner Stimme), Foto: pixabay
Für Flüge gibt es online zahlreiche Vergleichsportale. Bei welcher Airline ist es besonders günstig oder schnell, welche Zwischenstopps oder Direktflüge gibt es? Bei Zugverbindungen sieht das anders aus: Sobald man außerhalb von Deutschland, selbst innerhalb der EU, nach Tickets schaut, wird es unübersichtlich. Manchmal ist online noch nicht einmal der Preis für eine Verbindung zu sehen, etwa weil ein Zug von einem nichtdeutschen Anbieter betrieben wird.
Das regt Luca Winner von der Hochschule Heilbronn (HHN) auf. Gerade ist sie im Auslandssemester in Mailand, wohin sie natürlich mit dem Zug gereist ist. Denn Luca Winner beschäftigt sich damit, wie Studierende ihr Auslandssemester klimafreundlicher gestalten können.
Erfahrungen von Studierenden vermitteln, die schon im Auslandssemester waren
Zusammen mit einer Gruppe aus ihrem Masterstudiengang “Nachhaltige Tourismusentwicklung” hat sie eine Projektarbeit zum Thema “Nachhaltige Auslandsmobilität” erstellt. Darin stehen Handlungsempfehlungen, wie die HHN am besten für das Thema sensibilisieren, Erfahrungen von Studierenden vermitteln und aktiv informieren kann.
Um etwa das Vergleichsportal-Problem anzugehen, schlagen die Studierenden einen Blog vor. Hier sollen Erfahrungen und Tipps von Studierenden gebündelt werden.
Interkulturelle No-Gos, örtliche ÖPNV-Betreiber und gute Supermärkte
Wer sich also für ein Auslandssemester interessiert, könnte über den Blog auf der Hochschulwebseite Antworten auf interkulturelle Fragen bekommen, aber auch lesen, wie Reise und Aufenthalt besonders nachhaltig gestaltet werden können.
Zum Beispiel mit einer Liste, welche örtlichen Zug- und ÖPNV-Betreiber es gibt, wo man Tickets erhält und wie viel sie kosten. Beim Aufenthalt, so Winner, gehe es dann etwa darum, “wo es gute Supermärkte gibt, die Bio- oder unverpackte Produkte anbieten«.
Viele wären bereit, mehr Geld und mehr Zeit ins Reisen zu investieren
Das Projektteam hat außerdem eine Umfrage durchgeführt. Es fand heraus, dass rund die Hälfe der Studierenden “bereit wäre, zehn bis 20 Prozent mehr Geld und Zeit für die An- und Abreise in Kauf zu nehmen”, sagt Winner.
Das Problem: Studierende haben das Geld für die klimafreundlichere Variante oft nicht. Stipendienprogramme wie Erasmus oder der DAAD fördern nachhaltiges Reisen zwar, aber bisher nur mit 50 zusätzlichen Euro. “Das reicht nicht”, sagt die Studentin.
Für sie ist nun einerseits die HHN gefragt, die die Handlungsempfehlungen der Gruppe umsetzen muss. Andererseits gehe es auch nicht ohne politischen Willen und finanzielle Unterstützung von Förderprogrammen.
Internationalen Wissenstransfer trotz Klimakrise fördern
Angeregt wurde das studentische Projekt vom Prorektorat für Internationalisierung, dem International Office und den Auslandsbeauftragten der HHN. Die betreuende Professorin Martina Shakya betont, wie bereichernd Auslandssemester für junge Menschen sind: “Wir wollen Austausch fördern. Der internationale Wissenstransfer ist sehr wichtig.” Damit das trotz Klimakrise weiter möglich ist, müssten nachhaltige Möglichkeiten deutlicher aufgezeigt werden.
Das Ziel: Innereuropäische Flüge sollen den Studierenden nicht mehr als einzige Option erscheinen. Um manche Partnerhochschulen, etwa in Finnland, zu erreichen, sei ein Zwischenstopp sicher nötig. Aber auch hier sieht Shakya eine Chance: “Langsames Reisen kann ein Erlebnis an sich sein.” Würden die Kosten für dieses Erlebnis dann auch noch übernommen, würden viele das Angebot sicher gerne nutzen.