Start-ups und Investoren feiern und finden sich im Alten E-Werk von Heilbronn. Es ist ein großer Tag für die Campus Founders. Das würdigt auch der Mann, der das alles möglich gemacht hat.
Von Christian Gleichauf, Foto: Campus Founders & Christian Gleichauf
Der Kontrast war bewusst gewählt: schöne neue Start-up-Welt in einer 100 Jahre alten Halle. Draußen wehte der Geruch von öliger Schwarzkohle vom EnBW-Kraftwerk herüber, drin, im Alten E-Werk, drängten sich teils eng an eng die Gründer und die Investoren. Die Slush’D feierte Deutschland-Premiere in Heilbronn.
Eine, die die Original-Slush in Helsinki schon erlebt hat, ist Lena Weirauch, Gründerin von AI-omatic. “Das ist hier wie dort diese krasse Kombination von Gründern und Investoren, die es sonst nirgends gibt”, sagt die 27-jährige Hamburgerin.
Sie selbst sucht für ihr Start-up, das mit Wartungsassistenten ungeplante Ausfälle von Maschinen reduziert, derzeit wieder nach Geldgebern. “Ich konnte hier schon ein Gespräch nach dem anderen führen.”
Der Mäzen macht sich selbst ein Bild
Zu Beginn der Veranstaltung schaut auch der Mann vorbei, ohne den es weder eine Slush’D, noch eine nennenswerte Start-up-Szene in Heilbronn gäbe. Dieter Schwarz.
Dass der kamerascheue Mäzen der Stadt hier ist, kann als Auszeichnung und ehrliches Interesse gedeutet werden. Auf die Frage, ob er selbst noch in ein vielversprechendes Start-up hier investieren würde, klopft er nur dem Mann auf die Schulter, der das für ihn macht: Campus-Founders-Geschäftsführer Oliver Hanisch.

Hanisch hat die Veranstaltung nach Heilbronn geholt. Er sieht den Zuschlag als Bestätigung des “ganzheitlichen Ansatzes”, ein komplettes Start-up-Ökosystem aufzubauen.
Und obwohl es noch zahllose Baustellen gibt – ganz konkret befinden sich noch das Campus Lab auf dem Bildungscampus und der KI-Innovationspark IPAI im Bau – sind die Fortschritte in der Entwicklung des Ökosystems nicht mehr zu übersehen.
Heilbronn – “in the middle of nowhere”
Entsprechend begeistert von der Start-up-City Heilbronn zeigt sich auch Sofi Laakso aus Helsinki, die für den Aufbau der Marke Slush weltweit verantwortlich ist. “This, in the middle of nowhere – I have never seen anything like this before” – so etwas habe sie noch nicht gesehen. Und so hofft Hanisch, dass auf diese Slush’D vielleicht noch eine weitere folgt.
Auf den Bühnen wird Englisch gesprochen, denn auch internationale Gäste wie Investoren aus den USA sind vertreten. Ebenso der mithin größte deutsche Risikokapitalfonds, der High-Tech Gründerfonds, an dem auch die Stimme-Mediengruppe beteiligt ist. Und in der “Venture Lounge” des Zukunftsfonds Heilbronn, in der gemütlichen Mitte des Treibens, führen nicht nur Vertreter von Earlybird Venture Capital ein Investorengespräch nach dem anderen. “Wir wollen hier ja nicht alles selber finanzieren”, sagt Zukunftsfonds-Geschäftsführer Thomas Villinger augenzwinkernd.
Frank Thelen und seine Einschätzung
Heilbronns OB Harry Mergel führt Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) durch die Halle. Aus dem Hohenlohischen sind Tina und Jan Philippiak dabei, sowohl als Gesellschafter des Mulfinger Ventilatorenbauers EBM-Papst als auch als Investoren ihres Family Office Tioga Trust.
Der Heilbronner “Food Angel” Wolf Michael Nietzer hält die Augen offen. Und nicht zuletzt auch der aus der “Höhle der Löwen” bekannte Risikokapitalgeber Frank Thelen.

Der sieht bei allem Lob für Location und Akteure in der Stadt allerdings auch noch etwas, das Heilbronn fehlt, um auf der Landkarte der Szene wahrgenommen zu werden: Der richtig dicke Fisch. “Ich glaube, am Ende des Tages braucht man Champions”, so Thelen. Die seien wichtig als Vorbild und als spätere Kapitalgeber. Eine Generation finanziert die nächste.
Noch muss – mithilfe des örtlichen Champions Schwarz – die erste Generation heranwachsen. Zum vielversprechenden Nachwuchs gehört unter anderem Revo AI, ein KI-Start-up aus Karlsruhe. Demnächst will das Unternehmen seinen Sitz nach Heilbronn verlegen. Eine gewisse Anziehungskraft hat das Ökosystem offenbar schon entwickelt.
Feiern bis in die Nacht
“Slaschd” wird die Slush’D ausgesprochen. Neben dem Original Slush in Helsinki findet die Slush’D in diesem Jahr an sechs Orten weltweit statt. Das ungewöhnliche Festival im Alten E-Werk in Heilbronn war mit 750 Teilnehmern ausgebucht. Organisiert wurde es von der Start-up-Schmiede Campus Founders. Die verlieh am Donnerstag auch noch einen Hauptgewinn in Form einer Finanzierung über 100.000 Euro an das Start-up Istari.AI. Weitere 25.000 Euro und die Teilnahme am Inkubatorprogramm AI Founders gingen an das Startup SemorAI.
Der offizielle Teil der Veranstaltung ging nahtlos in einen Feier-Abend mit After-After-Party im Creme21 über.
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme

