Zur Zukunft des Weinbaus: Was in den Weinsberger Versuchskellern mit Heilbronner Hochschulen erforscht wird und wie der Strauß an Rebenprodukten weiter wächst.
Von Kilian Krauth, Foto: Archiv/Veigel, Berger (alle Heilbronner Stimme)
In Kellern und Keltern stehen längst nicht mehr nur Pressen, Tanks oder Fässer. Die Klimaerwärmung, aber auch der Ideenreichtum, bringen allerhand Innovationen mit sich. So kann man Weinen sogar Alkohol entziehen, etwa über Umkehrosmose oder Vakuumdestillation. Dabei gehen aber Aromastoffe verloren, weiß Weinsbergs Chef-Oenologe Simon Bachmann.
Mit der Spinning Cone Column, zu Deutsch Schleuderkegelkolonne, werden Alkohol und Aromastoffe aus dem Wein entfernt, letztere fügt man dann wieder zu. Auch der schlichte Zusatz von Wasser in den Wein vermindert den Alkoholgehalt, was bei uns verboten, in den USA aber üblich ist. Eine alte Alternative: die Gärung mittels starker Kühlung stoppen. Einen ähnlichen Effekt haben bestimmte Hefen mit geringer Gärleistung, ihr Einsatz ist wenig erforscht und oft mit Gentechnik verbunden, was bei uns tabu ist.
Leichte und exotische Tropfen
Alkoholreduzierte Weine und weinhaltige Getränke wie Schorle oder andere Mixturen sind stark im Kommen, ein Trend, der sich analog zum Gesundheitstrend verstärken dürfte. Hier forscht die LVWO mit der Dualen Hochschule Heilbronn, was gut ankommt. »Inzwischen gibt es sogar alkoholfreien Gin«, weiß LVWO-Chef Dieter Blankenhorn. Ergeht davon aus, dass der Strauß an Rebenprodukten weiter wächst: vom Orange-Wein bis zu Wein aus Betoneiern, Amphoren oder Granitfässern. Oft seien das Türöffner für neue Kunden, doch pfiffige Produzenten dürften hier ihre lukrative Nische finden.
China ist stark im Kommen
Ob man für Wein überhaupt noch Trauben braucht? Tatsächlich seien »Weine« bereits in Labors aus hunderten Inhaltsstoffen »nachgebaut« worden, wissen die Weinsberger. Was da in der Neuen Weinwelt alles praktiziert wird und womöglich irgendwann nach Europa schwappt? Darüber wollen sie nicht spekulieren. Fest steht: »Vor allem China ist in jede Richtung innovativ und schmerzfrei«, sagt Blankenhorn. Angesichts stetig wachsender Rebflächen dürften aus dem Reich der Mitte in großem Stil Weine nach Europa exportiert werden – und so den Konkurrenzdruck weiter erhöhen.