Frauenquote, Patchwork und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Bei einer Podiumsdiskussion an der Hochschule Heilbronn schlugen rund ums Thema Gleichberechtigung viele Punkte auf.
Von Lisa Könnecke Foto: Christiana Kunz
Frauenpower. Mit diesem Wort lässt sich der jüngste Business Talk „@Leadership: Frau schreibt Zukunft“ an der Hochschule Heilbronn ganz gut zusammenfassen. Nicht nur mit Blick auf das Publikum, das zu etwa 90 Prozent weiblich war, sondern vor allem auch mit Blick auf die Themen. So wurde über die Frauenquote diskutiert, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Patchwork und ganz allgemein: Frauen in Führungspositionen.
Das ist laut Ergebnissen eines Berichts der Allbright-Stiftung noch immer eine Seltenheit. So haben beispielsweise mehr als die Hälfte der insgesamt 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen noch immer keine Frau im Vorstand. Darauf machte Professorin Ruth Fleuchaus, HHN-Prorektorin Internationales und Diversität, aufmerksam.
“Warum kommen Frauen oben nicht an?”
Mit Blick auf Themen wie den demografischen Wandel oder den Fachkräftemangel sei es rein theoretisch unmöglich für Frauen, nicht in der Führungsetage anzukommen. Oftmals hätten Frauen sogar die besseren Abschlüsse. Und dennoch, so Fleuchaus, müsse man sich die Frage stellen, warum sie nicht oben ankommen. „In Deutschland ist man nicht in der Lage, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der sich Frauen wohlfühlen“, schlussfolgerte Ruth Fleuchaus.
Selbstbewusstes Auftreten werde oft als aggressiv wahrgenommen
„Wir wollen mit aufs Spielfeld“, stellte auch Tanja Eggers klar. Zusammen mit Nicola Marsden und Margareta Jäger gaben die drei Buchautorinnen des Führungsfrauennetzwerks Raum Heilbronn einen Einblick in ihr Leben. In Anlehnung an ihr Buch rund um Patchwork und die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben wünscht sich Tanja Eggers mehr Akzeptanz. „Lebenswege sind selten linear. Es darf bunt und vielfältig sein“, sagte sie.
Dass es das noch nicht ist, machten Beobachtungen von Nicola Marsden deutlich. Wer Führungskraft werden wolle, müsse selbstbewusst auftreten und seine Kompetenzen zeigen. Tritt eine Frau aber selbstbewusst auf, werde sie meist als aggressiv wahrgenommen. Zeigt sie ihre Kompetenzen, würden diese oftmals nicht wahrgenommen. „Das Defizit liegt nicht bei den Frauen, sondern in den Unternehmen selbst.“
Marsden, die ein Buch darüber geschrieben hat, wie Frauen in der Tech-Branche gehalten werden können, räumte ein, dass dies ein heikles Thema sei. Wichtig sei, im Gespräch mit anderen auf eine neutrale Sprache zu achten. Sonst fühle sich der eine oder andere schnell mal auf den Schlips getreten, so Marsden. Ein Buch zu schreiben, sei nie ihr Plan gewesen. „Ich habe das gemacht, weil das Thema brennend war.“
Tanja Eggers: „Ich wollte nicht als Quotenfrau gesehen werden“
Auch die Frauenquote war Thema. Tanja Eggers, die zwischenzeitlich als einzige Frau im Management eines Unternehmens in der Fleischbranche tätig war, sagte: „Ich wollte nicht als Quotenfrau gesehen werden.“ Mit der Zeit, so Eggers, habe sie bemerkt, dass sie als Vorbild für andere Frauen fungierte. Das habe sie zum Umdenken gebracht. Ähnliche Schilderungen machte Margareta Jäger. Ob Frau oder Mann: Wer besser ist, bekommt den Job, sei früher ihre Meinung gewesen. Heute sieht es Jäger anders, wie sie sagt. „Erst wenn es normal ist, dass Frauen im Vorstand tätig sind, braucht es keine Quote mehr.“
OB Harry Mergel über die Entwicklung in Heilbronn
Auch Oberbürgermeister Harry Mergel nutzte die Gunst der Stunde, um die vergangenen Jahre zu reflektieren. „Als ich 1989 erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde, waren zehn Mitglieder Frauen. Aktuell sind es 15. Es ist also noch Luft nach oben.“ Eine Ausnahme sei die Grünen-Fraktion, so Mergel. „Hier sind fünf der acht Mitglieder Frauen.“
Gemeinderat und Stadtverwaltung hätten in der Vergangenheit bereits wichtige Weichen gestellt. Mergel verwies auf die Tatsache, dass Eltern von über Dreijährigen in Heilbronn keine Kindergartengebühr zahlen müssen. Viele würden das als Selbstverständlichkeit sehen, auch wenn es das nicht sei. Auch das Angebot der Ganztagsbetreuung wollte der OB nicht unerwähnt lassen. So würden im aktuellen Schuljahr erstmals 70 Prozent der Grundschüler eine Ganztagsschule beziehungsweise Halbtagsschule mit flexibler Nachmittagsbetreuung besuchen.
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme

