Neue Experimenta-Ausstellung: Entdeckungsreise durch den Darm mit Charme

Die Heilbronner Experimenta zeigt bis zum 1. Mai eine Sonderausstellung zu der kuriosen Welt im Bauch. Echte Plastinate von Magen, Dick- und Dünndarm sind ebenso zu sehen wie Röntgeneinblicke in die Verdauung. Zudem gibt es Gesundheits- und Ernährungstipps.

Von Carsten Friese (Heilbronner Stimme)

An einer Wand mit riesigen roten Darmzottenstäben aus Kunststoff meldet sich plötzlich das Darmbakterium “Lactobacillus bulgaricus” auf einer Videoleinwand in Comicform zu Wort – und erklärt, was es gerade mit dem Milchzucker vorhat. Auf eine unterhaltsame Entdeckungsreise durch den menschlichen Verdauungstrakt können Besucher seit diesem Samstag in der Heilbronner Experimenta gehen. Dann wird die neue Sonderausstellung “Darm mit Charme – die kuriose Welt im Bauch” eröffnet.

Die Schau kommt aus Paris nach Heilbronn, ist erstmals in Deutschland zu sehen

Direkt aus Paris kommt die besondere Wissenschaftsschau erstmals nach Deutschland, die auf dem Bestseller-Buch der Schwestern Giulia und Jill Enders basiert.

Die Medizinerin (31) und die Grafik-Designerin (37) haben Millionen Lesern in humorvoller, aber wissenschaftlich klarer Form ein Organ nähergebracht, über das man sich sonst eher wenige Gedanken macht. Beim Presse-Rundgang durch die Ausstellung sind die beiden dabei, und es wird schnell deutlich, wie faszinierend beide den Darm finden.

Wird der Besucher am Eingang noch von einem großen Mund quasi verschluckt, lernt er gleich am ersten Exponat die Eingeweide in großen, bunten Schaumodellen kennen. Wo der Magen sich befindet? Giulia Enders verblüfft, zeigt auf den Bereich direkt am Ende der Rippen. Die meisten tippten da falsch, sagt sie. In Röntgen- und Magnetresonanzfilmen aus einer Klinik kann man sehen, was bei der Verdauung passiert. Und in einem Glasgefäß nebenan sind echte Organe von Magen, Dünn- und Dickdarm ohne Blut als Körperplastinat verstorbener Menschen wissenschaftlich aufbereitet. In Beigefarben sind die Organe zu sehen, durch offene Klappen sind Blicke ins Innere möglich. “Es soll nicht eklig sein, sondern so, wie es ist – nämlich schön”, sagt Jill Enders.

Unser Speichel enthält ein starkes Schmerzmittel, unser Dünndarm ist rund sechs Meter lang

An einem Regal mit leuchtenden Töpfen wird über die spannenden Inhaltsstoffe unseres Speichels aufgeklärt. Nicht nur Fluorid gehört dazu, um nach dem Essen den Zahnschmelz zu schützen. Auch das extrem starke Schmerzmittel Opiorphin sei enthalten, das bei Wunden im sensiblen Mundbereich Schmerz dämpfe, erklärt Buchautorin Giulia.

An einem seilartigen Modell zum Herausziehen wird plastisch, wie lang die Verdauungsorgane in unserem Bauch sind. Sieben Meter misst das Tau am Ende, wobei der Dünndarm mit im Schnitt rund sechs Metern die größte Ausdehnung hat.

Gesündeste Sitzposition auf dem WC wird erklärt

Eher unangenehme Fakten werden leicht verständlich: An türkisfarbenen menschlichen Kotmodellen zeigt die Schau, welche Formen in Ordnung sind und welche auf starke Darmprobleme hinweisen. Auf einem WC-Sitz kann Platz genommen werden, um spielerisch mit Text und Bild die gesündeste Sitzposition für den Darm zu erkunden. Und wer am Ende das digitale Spiel mit Lebensmittelkarten angeht, erfährt schnell, welche Nahrungsmittel mit vielen Ballaststoffen dem Darm gut tun: Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Knoblauch oder Tobinambur.

Die Enders-Schwestern haben sich bei der Konzeption der Schau dreier Wissenschaftsmuseen in Paris, Lissabon und Helsinki mit eingebracht. Es war für sie spannend, wie aus einem Buch eine anfassbare, dreidimensionale Form entsteht. Auch fürs Wohlbefinden ist der Darm wichtig, er habe eine direkte Nervenverbindung zum Gehirn, erklärt Giulia Enders. Sie ist begeistert, wie fürsorglich er für den Menschen agiert. Experimenta-Chef Wolfgang Hansch ist von der Schau angetan. Sie verbinde “Interaktion, Witz, Charme mit wissenschaftlichem Tiefgang” – und sei nicht nur ein Erlebnis für Familien.

Info: Noch bis 1. Mai ist die Ausstellung “Darm mit Charme” in der Experimenta zu sehen. Der Besuch ist im normalen Eintrittspreis enthalten. Wer nur in die Ausstellung möchte, zahlt vier Euro (ermäßigt) oder sieben Euro (Erwachsene). Montag bis Freitag 9 bis 17 , Wochenenden/Feiertage 10 bis 18 Uhr. Weitere Infos: www.experimenta.science