Keine Alternative zum Sparen: Initiative “Runter vom Gas” gestartet

Die regionale Initiative “Runter vom Gas” von HNVG und Ferdinand-Steinbeis-Institut ist gestartet. Ziel ist neben dem Energiesparen die transparente Information der Bürger zum Thema Energieversorgung. Zum Auftakt gab’s die Vorstellung des Gas-Monitors und eine Diskussionsrunde auf dem Bildungscampus.

Von Jürgen Paul, Foto: PX here

Die Menschen haben verstanden, dass es aufs Sparen ankommt”, sagt Frank Schupp. Diese Botschaft verkündet der Geschäftsführer der Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG) am Montagabend im Forum auf dem Heilbronner Bildungscampus. “Runter vom Gas” heißt die Initiative der HNVG und des Ferdinand-Steinbeis-Instituts (FSI), die an diesem Abend offiziell startet.

Und den 80 Besuchern wird schnell klar, dass es nicht nur um Einsparungen beim Gas geht, sondern auch beim Strom. “Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kommen gemeinsam ins Tun” – so formuliert Heiner Lasi, FSI-Geschäftsführer in Heilbronn, das Ziel des Projekts, das die Heilbronner Stimme als Medienpartner mit regelmäßigen Berichten, Grafiken und Hintergründen begleiten wird.

Heilbronner sind schon ziemlich gut beim Gassparen

Zum Auftakt stellen HNVG-Chef Schupp und FSI-Expertin Eva Deuchert den Heilbronner Gas-Monitor vor. Erstmals können die Bürger der Region auf der Internetseite gasverbrauch.hn verfolgen, wie viel Gas die Kunden im HNVG-Gebiet sparen, das neben Heilbronn auch Leingarten, Nordheim, Schwaigern, Flein und Talheim umfasst. Im Zeitraum vom 1. August bis zum 19. November 2022 liegt die Einsparung um 25,5 Prozent unter dem Durchschnittsverbrauch der Jahre 2017 bis 2021. Und dies liege nicht nur am bisher milden Winter, wie Eva Deuchert betont. Die Haushalte und das Gewerbe haben 32,8 Prozent Gas eingespart, die Industrie14,8 Prozent.

Schupp betont aber, dass es trotz dieses guten Zwischenergebnisses – laut Bundesnetzagentur kommen wir mit einer Einsparung von 20 Prozent gut durch den Winter – weiterhin wichtig sei, dass Gas gespart werde. “Das reicht noch nicht aus.”

Wirtschaftsvertreter warnt vor Abwanderung

Das gilt auch für andere Akteure. Die Stadt Heilbronn etwa spart aktuell rund 15 Prozent Gas ein. “Wir müssen noch besser werden als Stadt Heilbronn”, sagt Oberbürgermeister Harry Mergel selbstkritisch. Auch in der Industrie ist noch Luft nach oben. Brennstoffwechsel und Verbesserung der Energieeffizienz sind für Jörg Ernstberger, Geschäftsführer von Südwestmetall Heilbronn/Region Franken, zwei Hebel zum Sparen. Einen dritten fürchtet er: weniger produzieren. Wenn die Energiepreise so hoch blieben wie aktuell, könnten Unternehmen ihre Produktion ins günstigere Ausland verlagern. “Dann gibt es eine Abstimmung mit den Füßen”, warnt Ernstberger.

Zeag-Chef fordert Ausbau der Energie-Infrastruktur

Die Experten sind sich einig, dass die Preise für Gas und Strom kaum mehr das frühere Niveau erreichen werden. Deshalb müssten die erneuerbaren Energien so schnell wie möglich ausgebaut werden, um die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern. Im Ausbau der Infrastruktur sieht Franc Schütz, Vorstand des Versorgers Zeag, die große Aufgabe. “Das kriegen wir hin”, zeigt er sich optimistisch. Schütz wünscht sich wie die anderen Diskutanten, dass Genehmigungsprozesse beschleunigt und bürokratische Hürden beim Ausbau der Erneuerbaren abgebaut werden. Mit dem jetzigen Tempo werde das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 nicht erreicht, betont Wissenschaftlerin Deuchert. “Wenn wir so weitermachen, überholen uns die Chinesen.”

Gefahr eines Blackouts wird als sehr gering eingeschätzt

Einen flächendeckenden Stromausfall haben die Bürger laut Franc Schütz nicht zu befürchten. “Einen Blackout sehe ich in Deutschland nicht”, sagt der Zeag-Chef. Heilbronn sei bei der Stromsicherheit hervorragend aufgestellt. Auch OB Mergel beteuert, die Bürger könnten relativ beruhigt in die Zukunft sehen. Gleichwohl sei die Stadt auf alles vorbereitet, sagt er. HNVG-Chef Schupp rät vom Kauf von Heizlüftern ab. “Das ist schon aus finanziellen Gründen kein guter Deal”, sagt er. Auch Teelichtöfen sollten sich die Verbraucher sparen. “Die gefüllten Gasspeicher werden uns über den Winter bringen, davon bin ich überzeugt”, sagt Schupp.

 

Der Gas-Monitor

Der vom Ferdinand-Steinbeis-Institut und der HNVG entwickelte Heilbronner Gas-Monitor (im Internet unter gasverbrauch.hn) zeigt nicht nur an, wie viel Gas die HNVG-Kunden bereits gespart haben. Die Bürger können sich auch darüber informieren, welchen Einfluss das Wetter auf den Gasverbrauch hat. So werden Szenarien für einen kalten, durchschnittlichen oder warmen Winter durchgespielt, auch kann der Gasverbrauch für bestimmte Zeiträume abgefragt werden. 

 

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme