Iuna AI: Mit 100.000 Euro Starthilfe bei Audi punkten

Jetzt gibt”s auch Geld von den Campus Founders: Ein neues Programm unterstützt Startups in der Frühphase. Als erstes Team profitiert Iuna AI aus Untergruppenbach. Das zeigt bei Audi bereits, was es kann.

Von Christian Gleichauf, Foto: Campus Founders

Die Startup-Welt in Heilbronn ist um eine kleine, wichtige Komponente reicher. Das Gründerzentrum der Campus Founders kann Startups ab sofort in einer frühen Phase mit bis zu 100.000 Euro aus einem eigenen Geldtopf unterstützen. Erster Nutznießer dieser sogenannten Pre-Seed-Finanzierung ist Iuna AI aus Untergruppenbach. Das junge Unternehmen erhält zugleich Zugang zu dem eigens dafür geschaffenen Programm Venture Studio.

Als Praktikanten bei Audi auf die Idee gekommen

Das 2020 gegründete Startup Iuna AI hat bei Audi bereits mehr als den Fuß in der Tür. Bei dem Neckarsulmer Autobauer kam den Gründern Jan Nabatian und Tong Chen auch die Geschäftsidee.

Als sie 2018 bei einem Praktikum durch die Audi-Lackiererei gingen, sahen sie, wie Qualitätsprüfer konzentriert nach Fehlern Ausschau hielten. “Sie haben uns erklärt, worauf man da achtet, wie die Lichtlinien übers Fahrzeug laufen und so jede Lichtbrechung sichtbar wird”, erzählt Nabatian. Also machte er sich daran, eine Künstliche Intelligenz aufzusetzen, die Kamerabilder auswertet und genau solche Fehler erkennt.

Heute übernehmen in den Böllinger Höfen sechs Kameras und die KI von Iuna AI die Aufgabe, die bis vor einem Jahr noch ein Mensch erledigen musste: Dellen und Kratzer in Lack und Karosserie des R8 erkennen. “Die Nachfrage ist groß, weil für so eine Arbeit kaum noch Leute zu finden sind”, sagt Samira Nabatian, Schwester von Jan und Dritte im Gründerteam.

Alleinstellungsmerkmal bei der Fehlerdarstellung

Das System kann anhand von zweidimensionalen Bildern sogar die Koordinaten der Fehler in dreidimensionalen CAD-Daten ausgeben. “Darauf haben wir ein Patent”, sagt der Untergruppenbacher.

Noch befindet sich das System in der Projektphase und wird eigens auf die Bedürfnisse von Audi angepasst. “Ein Risikokapitalgeber würde schon sehen wollen, dass es einen jährlichen Umsatz gibt. Das Ganze müsste skalierbar sein. So weit sind sie noch nicht”, sagt Oliver Hanisch, Geschäftsführer der Campus Founders. Trotzdem traut er dem Trio von Iuna AI viel zu und nimmt sie als Erste in das neue Venture-Studio-Programm auf.

Der Geldtopf soll sich immer wieder füllen

Die 100 000 Euro für Iuna AI sind ein Wandeldarlehen. Hat das Startup Erfolg, wird das Darlehen zur Unternehmensbeteiligung. “Sobald ein größerer Investor einsteigt, verkaufen wir unsere Anteile”, erläutert Hanisch. Damit besteht die Chance, ein Vielfaches der eingesetzten Summe zurückzubekommen.

Gleichzeitig ist das Risiko, mit einem Start-up in dieser frühen Phase Schiffbruch zu erleiden, immer sehr groß. Wenn drei oder vier Erfolg haben, könnte sich das Modell selbst tragen. Profit sei nicht das Ziel.

Mit der Gemeinnützigkeit der Campus Founders lässt sich die Finanzierung von Start-ups allerdings nicht vereinbaren. Deshalb wurde für diese neue Finanzierungsschiene die Campus Founders Ventures GmbH gegründet. Woher das Geld kommt und wie viel es ist, darüber schweigt Hanisch. Diesmal kommt es auch nicht von der Dieter-Schwarz-Stiftung, die ebenfalls eine gemeinnützige GmbH ist. Dass Dieter Schwarz hier aber wohl keine Dritten ins Boot holt, dürfte sich von selbst verstehen.

Riesiges Potenzial, auch für Partner IDS

Neben dem Geld gibt es das Netzwerk der Campus Founders obendrauf. “Wir denken füreinander mit”, umschreibt es Hanisch. Das könnte sich schon bald in der Form auszahlen, dass Iuna AI Praktikanten der Coding-Schule 42 bekommt.

Kontakt haben die drei auch schon zum Obersulmer Kamerahersteller IDS, der nicht nur die Kameras für das Audi-Projekt geliefert hat, sondern sich generell für KI-Lösungen interessiert. Zum Einsatz kommen können sie nicht nur in der Automobilindustrie. Das Wachstumspotenzial in anderen Branchen ist riesig.

“Für uns bedeuten die 100 000 Euro, dass wir jetzt unsere Projekte vorantreiben können und unser Team wachsen kann”, sagt Samira Nabatian. Die 25-Jährige freut sich auf die neue Community auf dem Bildungscampus. “Wir haben schon länger gesucht, haben Kontakte in Heidelberg. Das hier hat jetzt richtig gut gepasst.” Die regionale Nähe sei viel wert, weil die Zusammenarbeit auch immer auf Vertrauen basiere.

Lückenschluss im Start-up-Biotop von Dieter Schwarz

Die Campus Founders schließen mit ihrem Angebot eine Lücke. Denn Risikokapitalgeber gibt es in der Region bereits einige: neben den Vertretern des Business-Angels-Netzwerks Venture Forum Neckar vor allem den Zukunftsfonds Heilbronn und seinen kleinen Bruder Born2Grow. Künftig können Unternehmen theoretisch von einer Einrichtung zur anderen in dem von Dieter Schwarz geschaffenen Startup-Biotop Heilbronn übergeben werden. “Das ist aber vielleicht gar nicht das Ziel”, sagt Campus-Founders-Chef Oliver Hanisch. Es sei schließlich ganz gut, wenn sich auch Investoren von außerhalb für das interessieren, was hier passiert.

 

 

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme