Heilbronn zeigt, wie es mit KI an die Weltspitze kommen will

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut, Heilbronns OB Mergel und die Dieter-Schwarz-Stiftung präsentieren in Berlin den Innovationspark IPAI. Fast hätte der Ministerin der Klimaprotest einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Vom Heilbronner Stimme Korrespondenten Tobias Peter Foto: IPAI

Was ist da los? “The Länd” präsentiert in Berlin sein großes Projekt zur Künstlichen Intelligenz. Und die angekündigte Landeswirtschaftsministerin, Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), ist noch nicht da. Der Grund: Klimaaktivisten der Gruppe “Letzte Generation” haben den Berliner Flughafen blockiert.

Der Flieger der Ministerin in die Hauptstadt war am späten Donnerstagnachmittag schon gestartet und musste dann tatsächlich noch einmal umdrehen. Es ist eine Zeit lang unklar, ob Berlin noch einmal angeflogen werden kann. Die Frage, ob Hoffmeister-Kraut es aufs Podium schaffen würde, entwickelt sich zum Krimi.

Nicht nur Heilbronn soll profitieren

Der Abend, er ist ja auch so schon spannend genug. Unternehmer, Verbände und Forscher sind in die Landesvertretung Baden-Württembergs in der Hauptstadt eingeladen, um sich ein Bild vom IPAI zu machen, dem “Innovation Park Artificial Intelligence” in Heilbronn. Also von dem Projekt, das Heilbronn in Sachen künstlicher Intelligenz (KI) in die Weltspitze bringen soll. Zum Wohl Baden-Württembergs, aber auch ganz Deutschlands.

Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) und Reinhold Geilsdörfer, Geschäftsführer der Dieter-Schwarz-Stiftung, berichten dem Berliner Publikum von der Entstehung. Davon, wie in kurzer Zeit die Bewerbung erarbeitet wurde. Und wie dann aus 50 Millionen Euro Landesmitteln, 50 Millionen Euro von der Stiftung des Lidl-Gründers und 23 Hektar Land von der Stadt ein überaus ambitioniertes Projekt entstand.

Mergel bietet Besuchern Führung an

Die Heilbronner kennen diese Geschichte, die Berliner und ganz Deutschland wissen noch nicht genug darüber – finden die Beteiligten. So beantwortet Mergel die im Raum stehende Frage, warum diese Veranstaltung eigentlich in Berlin stattfinde und nicht in Heilbronn, mit den ans Publikum gerichteten Worten: “Wer wäre denn heute nach Heilbronn gekommen?”

Einige Arme in den Stuhlreihen gehen hoch. Der Oberbürgermeister verspricht sogleich: “Ich mache dann auch mit jedem eine spezielle Führung durch die Stadt.”

OB Mergel betont in seiner Rede die wirtschaftliche Bedeutung des Ökosystems für Künstliche Intelligenz, das in Heilbronn entsteht. “Keine Branche wird künftig ohne KI auskommen”, sagt er.

Die Geschwindigkeit zählt

Der CEO des IPAI, Moritz Gräter, macht in der Hauptstadt klar, dass sich in Heilbronn alle ehrgeizige Ziele gesetzt haben. “Unsere Vision ist, Europas relevantestes Ökosystem zur Förderung angewandter Künstlicher Intelligenz zu schaffen.” Er betont: “Wir tun viel, wir wollen noch viel mehr tun.”

In einer Podiumsdiskussion macht Rebecca Reisch, Geschäftsführerin der Tübinger Cyber Valley GmbH, klar, in Sachen Künstlicher Intelligenz komme es jetzt auf Geschwindigkeit an. “Wir können es uns nicht leisten, langsam und bedächtig an die Sache heranzugehen”, sagt sie. Gleichzeitig gelte es selbstverständlich, das richtige Tempo zu finden, “um nicht über die eigenen Beine zu fallen”.

Der Mittelstand darf nicht abgehängt werden bei dem Thema

Jörg Bienert, Vorsitzender des KI-Bundesverbandes, erklärt, Großkonzerne seien mittlerweile sehr stark beim Thema Künstliche Intelligenz aufgestellt. “Der Mittelstand hat es da sehr viel schwerer”, fügt er hinzu. Da brauche es unter anderem die Möglichkeit, sich schlau zu machen – auch dafür sei ein Leuchtturmprojekt wie der IPAI wichtig.

Ebba Lund, CEO der International Association of Science Parks and Areas of Innovation, zieht das Fazit: “Vor uns allen liegt viel wichtige Arbeit.”

Und wo bleibt Nicole Hoffmeister-Kraut?

Um kurz vor 9 Uhr ist dann auch die große Krimi-Frage des Abends gelöst: Nicole Hoffmeister-Kraut hat es zur Veranstaltung geschafft. “Künstliche Intelligenz ist die Basistechnologie der Zukunft – und auch schon der Gegenwart”, sagt sie. “Viele sagen, es ist der Schlüssel zur Welt von morgen.” Außerhalb Europas würden KI-Lösungen derzeit schneller, konsequenter und auch wirtschaftlich erfolgreicher eingesetzt. Die Ministerin warnt ausdrücklich vor Überregulierung. Gerade die europäischen Regeln dürften Innovationen nicht bremsen. “Einfach, unbürokratisch, leicht nachzuvollziehen”, so müssten die Regeln sein. Da müsse die Politik sich mit voller Kraft in Brüssel einbringen. Hoffmeister-Kraut betont mit Blick auf die Entwicklung bei KI: “So dürfen wir – ich glaube, das muss auch unser Anspruch sein – nicht als Zuschauer am Spielfeldrand stehen, sondern wir müssen mitspielen. Und zwar ganz vorne.”

Startkapital

100 Millionen Euro stellen das Land Baden-Württemberg und die Dieter-Schwarz-Stiftung gemeinsam für den Innovation Park Artificial Intelligence, kurz IPAI, zur Verfügung – zum Start. Es ist ein offenes Geheimnis, dass diese Summe nicht reichen wird, um den Innovationspark auf ein Niveau zu heben, das ihn weltweit bekannt macht. Die Dieter-Schwarz-Stiftung dürfte also noch nachlegen. Für ihren IT-Campus in Bad Friedrichshall investiert die Schwarz-Gruppe schließlich geschätzt mehr als eine Milliarde Euro. 

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme