Heilbronn ist die Wissensstadt!

Interview mit Micha-M. Andree, Geschäftsführer des wissennsstadt heilbronn e. V.

Interview: Robert Mucha, Fotos: Meli Dikta 

Micha Andree ist Kommunikationsexperte und seit Anfang 2020 Geschäftsführer des wissensstadt heilbronn e.V. Wir sprachen in der Bibliothek LIV auf dem Heilbronner Bildungscampus mit dem gebürtigen Heilbronner unter anderem über die geplanten Kommunikationsmaßnahmen des Vereins in diesem Jahr, warum ein Science-YouTuber 2020 so überzeugt hat und wer aus dem Heilbronner Rathaus ein besonderes Augenmerk auf die Aktivitäten des Vereins legt.

wissensstadt.hn: Micha vorab natürlich die Frage: Sind die Vereinsführung und Du gut und gesund ins neue Jahr gestartet und sind alle bereit für das zweite Jahr des wissensstadt heilbronn e. V.?

Micha Andree: Danke der Nachfrage. Alle sind gesund, soweit ich weiß. Die letzte Vorstandssitzung hatten wir turnusgemäß Ende 2020. Ich hatte aber in diesem Jahr schon Kontakt zu den meisten und alle sind wieder am Arbeiten. Besonders gefreut hat mich, dass die beiden Vorstände, Prof. Dr. Ruth Fleuchaus von der HHN und Prof. Dr. Nicole Graf von der DHBW in ihren Ämtern als Prorektorin und Rektorin Ende letzten Jahres bestätigt wurden. Und mit Bernd Bienzeisler vom Fraunhofer IAO haben wir einen ebenfalls sehr engagierten Kollegen im Vorstand. Da sind wir bestens aufgestellt und der Austausch untereinander ist ausgezeichnet.

wissensstadt.hn: Kannst Du kurz umreißen, was Mitglieder, Studierende, Bevölkerung und Interessierte vom Verein haben?

Micha Andree: Zunächst ist der Verein das verbindende Element der Institutionen unserer Mitglieder, deren Netzwerk- und Aktionsplattform. Hier werden wir mit den begonnenen Projekten und neuen Formaten gemeinsam agieren, kooperieren und auch Öffentlichkeitsarbeit für die Wissensstadt machen. Für Außenstehende bieten wir eine erste Anlaufstelle, z. B. mit unserer Webseite, um sich über das Angebot in Heilbronn zu informieren und auf dem Laufenden zu halten. Aber wir wollen auch Anbieter von Veranstaltungen oder Gemeinschaftsprojekten sein, um die notwendige Nähe zu schaffen. Mitarbeiter in den Institutionen, Gäste, Studierende oder Kursteilnehmer haben die Schwelle zum faszinierenden Angebot in Heilbronn überschritten, aber viele Menschen aus der Bevölkerung oder den Zielgruppen außerhalb der Stadtgrenze eben noch nicht. Dennoch wollen wir für alle interessanten Content anbieten und – so es denn die aktuelle Situation erlaubt und in Zukunft auf jeden Fall Erlebnisse und Begegnungen mit der Wissensstadt Heilbronn generieren. 

wissensstadt.hn: Du gibst hier mit deinem Interview für wissensstadt.hn den Auftakt für mehr Kommunikation aus der Wissensstadt Heilbronn heraus. Es werden an dieser Stelle Geschichten aus und über die Bildungs- und Forschungslandschaft Heilbronn erzählt in Zukunft. Warum ist das dem Verein so wichtig?

Micha Andree: Wir haben natürlich neben unserer Funktion als interne Netzwerkplattform auch die Aufgabe, das Ganze, was wir in der Wissensstadt Heilbronn vorfinden, nach außen zu tragen. Denn nur wenn Heilbronn überhaupt und im richtigen Licht gesehen wird, können wir einer unserer Kernaufgaben nachkommen – der Förderung des Hochschulstandortes und damit möchten wir Interesse an Heilbronn wecken, Studierende nach Heilbronn locken und auf das überwältigende Bildungsangebot hier vor Ort hinweisen.

Micha Andree steht im Treppenaufgang der LIV auf dem Bildungscampus

wissensstadt.hn: Zunächst wird auf und für die Webseite redaktioneller Inhalt – oder wie es neudeutsch heißt: Content – selbst produziert. Was ist diesbezüglich auf wissensstadt.hn geplant?

Micha Andree: Auf unserer Webseite haben wir zum einen die sachliche Darstellung der Wissensstadt Heilbronn, der Mitglieder und Partner, um die Grundinformation und Orientierung zu liefern. Aber das ist nahezu statischer Content, und der schafft noch keinen Traffic. Wir müssen die Leute dazu bringen, dass sie öfter bei uns auf die Seite kommen, – nur dann steigt auch unsere Bekanntheit und neue interessierte Kreise kommen hinzu. Dazu braucht man wechselnden, vorzugsweise aktuellen Inhalt. Die Idee ist, eine Reihe unterschiedlichster Themen aus der Wissensstadt redaktionell informativ und unterhaltsam aufzubereiten, um unseren Besuchern Heilbronn und vor allem die Wissensstadt aus verschiedenen, spannenden Perspektiven zu präsentieren.

wissensstadt.hn: Und hierfür gibt es in Zukunft unter www.wissensstadt.hn/news neue Rubriken?

Micha Andree: Das eine ist, dass wir erzählen wollen, Heilbronn ist keine No-Name-Stadt, sondern dynamisch und auf gutem Weg zur Wissensstadt mit Nutzen für alle. Die Stadt hat beachtliche Persönlichkeiten hervorgebracht – und sie tut es immer noch! Wir werden also Very Impressive People aus der Stadt und Region porträtieren. Wir haben auf der anderen Seite natürlich auch eine Vielzahl an Themen, die hier auf dem Campus und in der Wissensstadt bewegt werden, und die möchten wir mit Backstage-Reportagen vorstellen. Da haben wir durch unsere Mitglieder eine unbegrenzte Anzahl an Themen zur Verfügung. Diese Bildungs- und Forschungsvielfalt möchten wir darstellen. Das dritte Modul sind Interviews mit Protagonisten, die sich in der Wissensstadt engagieren, für die Wissensstadt arbeiten oder mit der Wissensstadt kooperieren. Es sind sehr viele spannende Menschen hier aktiv, mit denen es sich zu reden lohnt. Außerdem wird eine Bildergalerie ein weiteres, – fast rein visuelles – neues Element auf der Website. Sie soll die Stadt und Region aus unterschiedlichen Perspektiven und zu jeder Jahreszeit fotografisch festhalten, damit die Besucher von wissensstadt.hn auch etwas fürs Auge bekommen und so die Stadt und Region schon mal ein bisschen kennenlernen können.

wissensstadt.hn: Das wird also neu sein, – aber sicher ist das nicht das Ende der Kommunikationsstrategie?

Micha Andree: Es werden unterschiedliche Kanäle zu bespielen sein. Wir sprachen gerade über die Website mit hauptsächlich geschriebenem Wort. Wir werden das Thema Podcast aufgreifen und die mannigfaltigen Themen aus der Wissensstadt in gesprochenem Wort veröffentlichen, eventuell auch als Videocast. Daran wird aktuell mit den Partnern und Mitgliedern des wissensstadt heilbronn e. V. gearbeitet, – dass neben der gegebenen Themenvielfalt diverse Kommunikationskanäle und -formen bespielt werden können. Wir werden voraussichtlich in diesem Jahr in Kooperation mit einem Science-Youtuber auf dessen Plattform Breaking Lab einzelne Themenbereiche gemeinsam aufziehen. In den Sendungen werden die Wissensstadt Heilbronn und die Themen, die wir hier haben, zum Inhalt.

wissensstadt.hn: Dann hat der Verein mit dem Youtuber und Science-Influencer letztes Jahr gute Erfahrungen gemacht? Ihr habt bei den virtuellen Studien-Info-Tagen mit ihm zusammengearbeitet.

Micha Andree: Ja, das auf jeden Fall. Jacob Beautemps, – so heißt er, – hat eine sehr hohe Zielgruppenrelevanz und eine beeindruckende Themenvielfalt. Sein Kanal hat über zweihunderttausend Abonnent*innen, und alle sind im Zielgruppenalter zwischen 15 und 35, seine Follower spiegeln unsere Zielgruppe präzise wieder. Wir hatten hier an der Stelle, wo wir jetzt gerade sitzen, 2020 ein Fernsehstudio für die study@heilbronn-Info-Days aufgebaut, bei denen sich unsere fünf Hochschulen präsentiert haben. Begleitend zu den Präsentationen der Hochschulen haben wir Interviews und Diskussionsrunden geführt. Jacob war unser Moderator und hat das toll gemacht. Schön war, dass ihn Heilbronn und was hier in den letzten Jahren entstanden ist und in den kommenden Jahren entstehen wird so fasziniert, dass eine weitere Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation für alle ist.

Micha Andree im Gespräch mit wissensstadt-heilbronn-Redaktionnsleiter Robert Mucha

wissensstadt.hn: Auf welchen Kanälen ist die Wissensstadt Heilbronn, bzw. der Verein darüber hinaus und auch schon länger unterwegs und erreichbar?

Micha Andree: Wir haben zu den Studien-Info-Tagen Instagram, Facebook und LinkedIn aufgesetzt, das sind die Kanäle, die wir momentan bespielen. Unsere Aufgabe im ersten Quartal 2021 wird sein, das zu verstetigen und das Bespielen mit den einzelnen Mitgliedsinstitutionen zu koordinieren.

wissensstadt.hn: Wie man an unserem bisherigen Gespräch feststellen kann, ist Kommunikation über und aus der Wissensstadt Heilbronn in diesem Jahr ein relevantes Thema für den und im Verein. Im Interview (https://wissensstadt.hn/aufgabe-des-vereins-ist-die-profilierung-der-stadt-und-der-region-als-exzellenter-hochschulstandort/), das die Kollegen der Hochschule Heilbronn mit dir geführt haben, wurde deutlich, dass im ersten Jahr des Vereinsbestehens vor allem die interne Kommunikation und der Aufbau und die Etablierung der internen Kommunikationsstruktur im Fokus stand. Funktioniert die Kommunikation mit den Vereinsmitgliedern – immerhin sind es 13 Bildungs- und Forschungsinstitutionen inklusive der Stadt Heilbronn und der Heilbronner Stimme?

Micha Andree: Ja, sehr! Das war ein großes Thema des ersten Vereinsjahres, das ja Corona-bedingt in der persönlichen Kommunikation eingeschränkt war. Denn die Hauptaufgabe mit den Mitgliedern war, die gemeinsame Idee und Richtung zu entwickeln und bei den Institutionen das Interesse zu wecken, sich mit einzubringen.

wissensstadt.hn: Die »Wissensstadt Heilbronn« soll nicht nur lokal und regional als Marke wahrgenommen werden, sondern auch deutschland- und europaweit zu einer starken Marke werden. Sollte der Wurf gelingen, wird das positiv auf die Stadt und deren Claim »Heilbronn erleben« einzahlen, oder?

Micha Andree: Die Stadt Heilbronn hat ein breit gefächertes Angebot und sie hat ein umfangreiches Pflichtenheft im Management der Stadt und in der Entwicklung, das sie abarbeiten muss. Sie steht aber wie alle anderen Städte in einem regionalen und überregionalen Wettbewerb um die besten Köpfe und ist dabei, ihren Profilierungspunkt, ihr Leitbild zu präzisieren. Unser Vorschlag an die Stadt Heilbronn ist das mit dem Thema »Wissensstadt« zu tun. Wir stehen im engen Dialog mit der Stadt und arbeiten intensiv an einem Projekt, für das wir das gemeinsam evaluieren und auch Wege aufzeigen wollen, wie das funktionieren kann.

wissensstadt.hn: Auch die Stadt Heilbronn ist Vereinsmitglied. Wie sieht die Zusammenarbeit mit der städtischen Verwaltung aus?

Micha Andree: Es gab schon seit Langem einen runden Tisch des Oberbürgermeisters mit den Hochschulen, der jetzt vom wissensstadt heilbronn e. V. mitgeprägt wird. Wir haben eine feste Ansprechpartnerin, wenn es um die Koordinierung geht. Und wir haben gute Kontakte zu diversen Stellen in der Stadt: Ob das zur HMG ist, in die Pressestelle der Stadt oder zur Stabsstelle für Stadtentwicklung und Zukunftsfragen, um nur einige Beispiele zu nennen. Da sind wir in engem Dialog mit der Stadt und dem Oberbürgermeister, der großes Interesse an dem Thema hat.

Ein Mann mit Profil: Kommunikations-Experte Micha Andree

wissensstadt.hn: Micha, Du bist von Haus aus Kommunikationsexperte. War das im ersten Jahr ein Vorteil in der Moderation der Beteiligten? 

Micha Andree: Es steckte am Anfang vielleicht in vielen Köpfen, dass der wissensstadt heilbronn e.V. ein Dach werden soll, unter dem sich alle versammeln sollten. Es war meine Aufgabe herauszuarbeiten, dass wir nicht das Dach sind, unter dem sich alle befinden, sondern das wir die Plattform sind, auf der alle stehen, also das Fundament. Jede Institution soll ihren Leuchtturm selber präzisieren, darstellen und kommunizieren: Denn am Ende des Tages suchen alle Studierende für ihre Institution, machen Angebote, haben Kooperationsmodelle mit der Wirtschaft und im Stadtbild sollen sie auch integriert werden. Dafür brauchen wir hochprofilierte, starke einzelne Institutionen – und die haben wir. Und das müssen wir dann gemeinsam spielen. Dass dadurch Diskussionen entstehen werden, das wird es immer geben, sie werden aber konstruktiv und zielführend sein. Meine Aufgabe ist hierbei zu moderieren und zu koordinieren.

wissensstadt.hn: Wie sieht dein Arbeitsalltag für den wissenstadt heilbronn e. V. aus?

Micha Andree: Es ist viel Kommunikation und Abstimmung – mit Videocalls, telefonieren, ich schreibe viele E-Mails, verfasse Stellungnahmen, mache Abfragen und koordiniere. Im Gründungsjahr stand das Einrichten eines Geschäftsbetriebes und das Schaffen einer kaufmännischen Struktur im Pflichtenheft. Inzwischen ist das standardisiert und läuft einfacher.

wissensstadt.hn: Wird sich dein Arbeitsalltag für den Verein im zweiten Jahr verändern?

Micha Andree: Wir werden stärker in die Umsetzung gehen, uns stärker aktiv daran beteiligen. Wobei wir aus dem Verein heraus die Impulse mit entwickeln und in Kooperation mit der Institution auch umsetzen wollen.

wissensstadt.hn: Worin siehst Du grundsätzlich und speziell in diesem Jahr die größte Herausforderung und die größte Motivation für deine Arbeit?

Micha Andree: Die Arbeit für den Verein ist für jemanden, der sich jahrzehntelang mit Marken befasst hat, aber überwiegend Unternehmensmarken betreut hat, die gegeben waren, die verändert oder angepasst werden mussten, eine tolle Aufgabe. Hier geht es um das Schaffen und Beleben einer übergreifenden Marke. Es gibt keine Blaupause dafür, zumindest keine, die ich gefunden hätte. Und das ist eine sehr spannende Aufgabe im Kommunikationsmanagement.

wissensstadt.hn: Also lohnt es sich, den Bildungsstandort Heilbronn als zukünftige Student*in oder als kommende Mitarbeiter*in in einer der vielen Bildungseinrichtungen in  Heilbronn in Betracht zu ziehen und die Arbeit des Vereins in 2021 und darüber hinaus zu verfolgen?

Micha Andree: Die Entwicklung der Bildungs- und Forschungslandschaft in Heilbronn ist noch immer im Aufbruch und dementsprechend auch die Entwicklung des Vereins. Deshalb: Klar lohnt es sich, unsere Arbeit und die Dynamik auf dem Bildungscampus und in der Stadt zu beobachten. Und wenn wir unseren Job gut machen, dann ist es für unsere – zunächst – Website-Besucher*innen auch informativ und unterhaltsam.

wissensstadt.hn: Herzlichen Dank für das Auftaktgespräch für unser Portal und viel Erfolg für die kommenden Aufgaben.