Große Eröffnungsfeier der Programmierschule 42 Heilbronn

Zahlreiche namhafte Akteure sind am Montagnachmittag zur “Opening Gala” der Programmierschule 42 Heilbronn auf den Bildungscampus gekommen. Unter anderem Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Sie spricht darüber, wie wichtig Digitalisierung und Künstliche Intelligenz für die Zukunft des Landes sind.

Von Annika Hefter, Foto: Mario Berger

“Heute landet unser Raumschiff.” Zur Eröffnung der Programmierschule 42 Heilbronn spricht Geschäftsführer Thomas Bornheim am Montagnachmittag vor einer vollen Aula auf dem Heilbronner Bildungscampus. Als “Space Ship”, also Raumschiff, bezeichnet die Programmierschule das Gebäude in der Weipertstraße, in dem mittlerweile rund 200 Studierende das Programmieren lernen. Seit Juni 2021 ist die Coding School in Heilbronn schon in Betrieb, die offizielle Eröffnung hat sich wegen der Corona-Pandemie immer wieder verschoben.

Zur “Opening Gala” am Montag kommen viele namhafte Akteure aus der Stadt und auch aus ganz Baden-Württemberg auf den Bildungscampus. Moderiert wird die Veranstaltung von 3sat-Wissenschaftsjournalist Ingolf Baur. In der Vorbereitung auf die Moderation, erzählt er, habe er viel über das Konzept der Programmierschule erfahren, “und ich konnte kaum glauben, was hier passiert”. Ein Studium, das ohne Vorlesungen, Dozenten und Prüfungen auskomme, das sei etwas ganz besonderes. “Hier werden Bedingungen geschaffen, die den Geist blühen lassen”, sagt er.

Konzept der 42: Selbststudium, Teamgeist und Gamification

Thomas Bornheim führt in seiner Ansprache aus, was dieses unkonventionelle Konzept umfasst: Die Studierenden der 42 Heilbronn lernen selbstständig, projektbasiert. Sie unterstützen sich bei den Projekten gegenseitig und das Studium sei “gamifiziert”, es gibt also spielerische Anreize über Punkte, mit denen man sich wie in einem Computerspiel von Level zu Level weiterarbeitet. Selbstorganisation und Teamleistung stünden im Vordergrund. Die Studierenden der 42 Heilbronn “erlernen Fähigkeiten, um die digitale Welt zu gestalten”. Hier würden Programmierer ausgebildet, “die einen Mehrwert schaffen”.

Auch die Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut lobt das unkonventionelle Lernmodell der Programmierschule und ganz allgemein die Entwicklung der Stadt: “Es ist immer wieder beeindruckend, nach Heilbronn zu kommen und zu sehen, was hier entsteht”, sagt sie in ihrer Rede. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und auch Cybersicherheit, berichtet die Ministerin, seien große, wichtige Zukunftsthemen.

Denn Codes seien sowieso schon überall im Alltag zu finden, bei Haushaltsgeräten etwa, in der Logistik oder in Handys. “Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand der Zukunft hängen davon ab, wer bei Softwareprodukten und speziell dem Einsatz Künstlicher Intelligenz die Nase vorn hat”, erklärt Hoffmeister-Kraut. Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch im Klimaschutz oder in der Medizin könnten digitale Lösungen hilfreich sein. “Das ist der Schlüssel zur Welt von morgen”, den man künftig in Deutschland, und speziell auch in Baden-Württemberg, vermehrt selbst herstellen wolle.

Geplanter Innovationspark Künstliche Intelligenz und Programmierschule sollen sich ergänzen

Letztendlich, betont die Ministerin, habe die Programmierschule auch dazu beigetragen, dass Heilbronn als Standort für den baden-württembergischen Innovationspark Künstliche Intelligenz ausgewählt wurde. Die 42 Heilbronn und der KI-Park würden sich sicher gut ergänzen. “Dieses kreative Modell zu lernen wird im Bereich IT von großem Erfolg gekrönt sein”, sagt sie. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften sei groß, die Absolventen der Programmierschule würden also sicherlich “mit Kusshand” von regionalen Unternehmen und auf dem künftigen KI-Innovationspark empfangen.

Gefördert wird die Programmierschule in Heilbronn von der Dieter-Schwarz-Stiftung. “Bildung ist unser wichtigster Rohstoff”, erläutert Geschäftsführer Reinhold Geilsdörfer das Engagement der Stiftung in seiner Begrüßungsrede. Heilbronn, erklärt er weiter, sei nun neben Berlin der einzige deutsche Standort, an dem man Informatik auf ganz unterschiedliche Weise studieren könne, an den staatlichen Hochschulen, der Technischen Universität München auf dem Campus Heilbronn oder eben an der neuen Programmierschule 42. Die Stiftung habe die Verantwortung, in ein “breites Spektrum an Angeboten für Menschen in verschiedenen Lebensphasen” zu investieren.

Anschließend an die Reden gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Zum Abschluss der Eröffnungsfeier kommen dann auch noch die anwesenden 42-Studierenden auf die Bühne, um sich bei verschiedenen Akteuren, insbesondere bei der Dieter-Schwarz-Stiftung, zu bedanken.

Informationen zur Programmierschule 42

Die École 42 wurde 2013 als private und gebührenfreie Coding School in Paris gegründet. Weltweit gibt es 42 Standorte der Programmierschule in insgesamt 25 Ländern. Die Dauer des Studiums beträgt ungefähr drei Jahre. Nach etwas mehr als einem Jahr absolvieren die meisten Studierenden ihr erstes Praktikum. In Paris werden mittlerweile etwa 60 Prozent der Studierenden schon nach ihrem ersten Praktikum übernommen. Langfristig sollen an der Programmierschule 42 Heilbronn im Dauerbetrieb 600 bis 700 Studierende Platz finden. Das Gebäude in der Weipertstraße 8-10 ist zum Teil noch eine Baustelle.

Der Name der Programmierschule, 42, wurde inspiriert von dem Science-Fiction-Film “Per Anhalter durch die Galaxis”. Darin soll ein Supercomputer die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens errechnen und gibt die Zahl 42 als Antwort.