Experimenta baut internationale Zeltstadt auf der Theresienwiese auf

1000 Teilnehmer aus 50 Ländern werden zur Fachkonferenz der Science Center im Juni in Heilbronn erwartet. Sie soll auch auf die Stadt wirken. Es wird interessante Angebote zum Leitthema Nachhaltigkeit für Bürger geben – bei freiem Eintritt.

Von Carsten Friese (Heilbronner Stimme), Entwurf: Peter Redlin-Pape, Milla & Partner

Es wird ein Logistik-Kraftakt und eine weithin sichtbare Veranstaltung der besonderen Art: Wenn die Experimenta vom 2. bis 4. Juni 2022 die Fachkonferenz “Ecsite” des europäischen Verbands der Science Center und Wissenschaftsmuseen organisiert, wird nicht nur die Heilbronner Theresienwiese durch eine Art Festivalmeile mit vielen Zelten ein Blickfang sein. Rund 1000 Teilnehmer aus gut 50 Ländern werden in Heilbronn erwartet und der Veranstaltung internationales Flair geben.

“Für uns ist das ein besonderes Großereignis. Es ist die größte Fachtagung für Wissenschaftsvermittlung in Europa”, verdeutlicht Experimenta-Verwaltungsleiterin Bärbel Renner die Dimension. Die Ecsite werde auch mit Angeboten für die Öffentlichkeit geöffnet und solle “in die Stadt hineinwirken”.

Ein Kraftakt: 1000 Gäste müssen in 90 Minuten verköstigt werden

Große und kleinere Zelte werden die Theresienwiese füllen, in denen es Workshops und Fachvorträge für die Teilnehmer gibt. Ein großes Auditorium mit rund 1000 Plätzen soll entstehen, ebenso Zelte für die Verköstigung der Teilnehmer. Die Experimenta organisiert Küchen-, Tiefkühl- und Spülcontainer. “Wir müssen 1000 Gäste binnen 90 Minuten mit Speisen und Getränken versorgen können”, verdeutlicht Projektleiterin Nadine Herrmann.

Auf einer Messe mit über 60 Ausstellern sollen neue Entwicklungen aus dem Bereich der Science Center gezeigt werden. Zudem soll das Laborschiff MS Experimenta am Rand der Theresienwiese anlegen und für die Fachkonferenz genutzt werden. Das neue, moderne Experimenta-Gebäude und der Bildungscampus sind weitere Tagungsorte.

Ein Flashmob mit Robotern, aus aufgenommenen Naturtönen wird mit dem Synthesizer Musik

Trient, Graz, Porto, Genf und Kopenhagen hießen vorherige Ecsite-Städte. Jetzt Heilbronn. Ein Novum ist, dass die Fachtagung mit Einblicken in die Wissenschaft für Besucher geöffnet wird. Nachhaltigkeit soll ein zentrales Thema sein, wenn das “Changemaker-Festival” in einem Teil der Fläche öffnet. “Wild Spaces” ist es überschrieben. Eintritt ist frei. “Es geht darum, wilde, neue Ideen für eine nachhaltige Zukunft zu finden”, beschreibt Organisatorin Viola Hoffmann den Ansatz.

Vor allem die Zielgruppe junger Besucher zwischen 14 und 30 soll hier spannende Inhalte finden, aktiv mitmachen, sich inspirieren lassen. Zum Beispiel, wenn Start-up-Firmen Aktionen zu nachhaltiger Mobilität (Bau eines Elektro-Fahrzeugs) und nachhaltiger Energieversorgung anbieten, wenn es um einen Robotik-Workshop mit Roboter-Flashmob, ein Theaterstück zu nachhaltigen Textilien oder um intelligente Textilien mit Sensoren geht.

DJ und Biologe Dominik Eulenberg wird einen Workshop anbieten, bei dem man Naturtöne und Vogelstimmen aufnimmt und dann per Synthesizer in Musik umsetzt. In einem Zelt mit Meinungswand können Besucher Wünsche und Forderungen ausdrücken, wie sie morgen leben wollen. Auch Schulklassen können Ideen einbringen. Vom 2. bis 5. Juni ist das Festival vier Tage tagsüber geöffnet. Auch hier findet alles in Zelten statt.

Experimenta-Chef möchte Glaubwürdigkeit der Forschung stärken

Ein wichtiges Anliegen der Ecsite ist es, Begeisterung für Wissenschaft zu wecken und die Glaubwürdigkeit der Forschung zu stärken. Die Öffentlichkeit wolle man “aktiv in die Diskussion einbinden”, steckt Experimenta-Chef Wolfgang Hansch ein Ziel ab. Experimenta-Sprecherin Bärbel Renner ist überzeugt: Mit der Ecsite, ihren Inhalten und der Dimension könne sich Heilbronn “auch als Wissensstadt profilieren”.

 

Großer Verbund
317 Mitglieder gehören dem Ecsite-Netzwerk europäischer Science Center und Wissenschaftsmuseen an. Zu der Konferenz, die in englischer Sprache abgehalten wird, werden aber auch Teilnehmer aus Amerika, Asien und Afrika erwartet. Bis zu 100 Vorträge sind an den drei Tagen geplant. Wie überall müssen sich Veranstalter auch um Corona-Beschränkungen und Hygiene-Konzepte im Vorfeld Gedanken machen. Nach Experimenta-Angaben ist angedacht, eventuell eine Corona-Teststation vor Ort einzurichten. Ziel ist es, die Tagung in Präsenz abzuhalten.