Ehemaliger Experimenta-Geschäftsführer blickt auf Anfänge des Heilbronner Science Centers zurück

Als die Heilbronner Experimenta 2009 eröffnete, hatte Wolfgang Hansch schon jahrelang an dem Konzept gefeilt. 15 Jahre lang ist er der Geschäftsführer des größten deutschen Science Centers. Und das, obwohl er Anfang der 2000er schon kurz davor war, Heilbronn zu verlassen.

Von Annika Heffter Foto: Meli Dikta

Vertrauen, Kreativität und Tempo – für Dr. Wolfgang Hansch die Worte, die die Entwicklung der Experimenta am besten beschreiben. Und er steckt mittendrin, von Anfang an: von der Idee, überhaupt ein Science Center in Heilbronn aufzubauen über die Eröffnung des Neubaus bis hin zur großen internationalen Fachkonferenz Ecsite, die die Experimenta Anfang Juni ausgerichtet hat.

Nach 15 Jahren verabschiedet sich Wolfgang Hansch als Geschäftsführer der Experimenta gGmbH. Ab Anfang Juli wird die bisherige Kommunikationsleiterin des Science Centers, Prof. Bärbel Renner, die Geschäftsführung übernehmen.

Einmalige Chance, die Hansch ergreift

Zu Beginn des Jahrtausends hätte Hansch noch nicht gedacht, dass er der Leiter des größten deutschen Science Centers werden würde. Genauer gesagt hätte er Heilbronn fast komplett hinter sich gelassen: “Anfang 2000 war ich auf dem Absprung, hatte schon angefangen, mich zu bewerben”, sagt er ganz offen. Es habe zu viele endlose Diskussionen gegeben, zu wenig habe sich wirklich bewegt.

Doch dann sei sie da gewesen, “die einmalige Chance, die nur wenige im Leben bekommen. Dazu gehört auch Glück, aber das muss man dann eben auch erkennen und beim Schopf packen”, erzählt er.

Harry Mergel stößt die Idee an, den Hagenbucher-Speicher als Science Center zu verwenden

Zunächst habe ihn ein Besuch bei der “Mutter aller Science Center”, dem Exploratorium in San Francisco, inspiriert. “Das Konzept hat mich begeistert.” Also veranstaltet das Heilbronner Naturhistorische Museum, das Hansch zu dem Zeitpunkt leitet, 2005 eine interaktive Sonderausstellung zum Thema “Hightech-Labor Natur” im Hagenbucher.

Bei dieser Gelegenheit kommt der damalige Kulturbürgermeister der Stadt, Harry Mergel, auf Hansch zu und fragt, ob er sich vorstellen könne, das Gebäude in ein Science Center zu verwandeln. “Jahrelang wurde diskutiert, was mit dem Hagenbucher passieren soll”, erzählt Hansch. Und dann sei alles recht schnell gegangen.

“Wir sind damals Klinkenputzen gegangen, um Sponsoren zu finden”, erinnert sich der Geschäftsführer. Dem Gemeinderat habe das die Entscheidung erleichtern sollen, sich hinter das Konzept zu stellen. “Der Durchbruch kam dann mit dem Einstieg der Dieter-Schwarz-Stiftung”, berichtet Hansch.

Mitarbeiterzahl zu Beginn auf fünf bis sieben geschätzt – mittlerweile liegt sie bei etwa 200

Damals, sagt er mit einem Schmunzeln, sei man von fünf bis sieben Mitarbeitern für das Science Center ausgegangen. “Nach der Eröffnung 2009 hatten wir schon 50 Mitarbeiter, mit der Eröffnung des Neubaus 2019 knapp 170 und heute circa 200”, beschreibt er die rasante Entwicklung.

Die “alte” Experimenta, berichtet der Geschäftsführer, sei innerhalb von 18 Monaten gebaut worden, das neue Gebäude in 36 Monaten. Dieses hohe Tempo, betont er, sei auch schnellen Entscheidungen, wiederum gemeinsam mit der Schwarz-Stiftung, zu verdanken. “Darauf können wir alle stolz sein. Es gibt kaum Projekte von dieser Dimension in Deutschland, die so schnell fertiggestellt worden sind.”

Vertrauen bringt den Ausschlag zum Erfolg

Als einen seiner schönsten Momente in den 15 Jahren beschreibt Hansch die Entstehung des Science Domes, dessen Umsetzung als Planetarium mit drehbarer Bühne nicht einfach gewesen sei. Vertrauen, sowohl in Partner als auch in die Vorhaben selbst, habe letztendlich sehr oft den Ausschlag zum Erfolg gegeben.

Als “arbeitsintensiv” bezeichnet Hansch seine Zeit als Geschäftsführer. Ein Leben lang werde er mit der Experimenta verbunden bleiben, als Mitglied des Aufsichtsrats die Entwicklungen weiter begleiten. Dennoch sagt er: “Die Gebäude sind gebaut, wir haben eine große internationale Konferenz ausgerichtet. Das ist ein guter Zeitpunkt, um den Staffelstab weiterzureichen.”

Experimenta als Labor fürs Lernen im 21. Jahrhundert

Die Experimenta selbst, ist er überzeugt, werde weiter als “Labor fürs Lernen im 21. Jahrhundert” gebraucht. Die Welt werde immer interdisziplinärer, alles hänge mit allem zusammen. Daher sei die Experimenta als Ort der Vernetzung verschiedener Bereiche und der Diskussionen sehr wichtig. “Die Idee war immer, ein Angebot zu schaffen, in dem die Besucher selbst zu Entdeckern und Forschern werden können.” Und außerdem: “Dies ist ein Haus, in dem viel gelacht wird. Das ist gut, denn wenn man Spaß hat, lernt man auch besser.”

Zeitleiste der Entwicklungen

Dr. Wolfgang Hansch ist Diplom-Geologe. Seine Zeit in Heilbronn begann 1994, als Leiter des Naturhistorischen Museums. 2005 wurde er wissenschaftlicher Leiter des Science-Center-Projekts der Stadt, 2007 Geschäftsführer der Experimenta gGmbH. Das Science Center eröffnete 2009 im umgebauten historischen Hagenbucher, der früher als Ölsaatenspeicher benutzt wurde. Das Konzept fand Anklang, die ursprünglich angestrebte jährliche Besucherzahl von 100.000 wurde schnell übertroffen. So vergrößerte die Experimenta ihr Angebot und beschloss 2013 eine Erweiterung mit einem Neubau. Dieser wurde 2019 eröffnet.

 

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme