Digitale Kollaboration und Unternehmergeist
Die Corporate Campus Challenge

Jedes Semester erhalten unsere Studenten am TUM Campus Heilbronn die Chance, ihr unternehmerisches Potenzial zu entfalten – und zwar mit der Corporate Campus Challenge von Campus Founders, dem Gründer- und Innovationszentrum in der Region Heilbronn-Franken. Diese Challenge ist eine einzigartige praxisnahe Lernerfahrung, bei der die StudentInnen lernen, reale Probleme mit der Denkweise eines Start-ups zu lösen. Im Laufe eines Semesters arbeiten sich die Teams vom Problemverständnis bis zum Lösungsdesign durch, um eine reale branchenspezifische Herausforderung auf kreativste Weise zu lösen, mit dem Ziel, neue Nutzerbedürfnisse zu identifizieren, innovative Produkte oder Services zu erschaffen und einen getesteten funktionstüchtigen Prototyp zu entwickeln. Als offenes Start-Up- und Innovations-Ökosystem bringt Campus Founders StudentInnen und angehende Gründer mit unterschiedlichsten Bildungs-, Kultur- und Berufshintergründen aus den verschiedenen Einrichtungen des Bildungscampus in Heilbronn und darüber hinaus zusammen. Diesmal mussten die TeilnehmerInnen ausschließlich online zusammenarbeiten – eine neue Hürde, die die 15 Teams aber nicht davon abhielt, kreative Ideen zu entwickeln und Freundschaften zu schließen.

Die drei Aufgabenstellungen kamen bei dieser Challenge vom Ferdinand-Steinbeis-Institut, beyerdynamic und dem Zukunftsfonds Heilbronn. Bei den abschließenden Idee-Pitches prämierte eine Jury, der u.a. Anastasia Myasnichenko von UnternehmerTUM und Prof. Dr. Helmut Krcmar, Gründungsdekan und Beauftragter des Präsidenten – TUM Campus Heilbronn, angehörten, die besten Ideen.

Team MEGA: Gewinner des Jurypreises

Eamonn Walsh, Student des Masterstudiengangs Management & Innovation in Heilbronn, und sein Team MEGA setzten sich mit der von beyerdynamic gestellten Aufgabe auseinander. Der bekannte Hersteller von Audiotechnik war auf der Suche nach Ideen, wie Kunden mit In-Ear-Kopfhörern ein besseres Hörerlebnis haben können. In einem ersten Schritt versuchte das Team die Herausforderung zu analysieren, machte Interviews mit Kunden und identifizierte dadurch ein häufiges Problem: schlechtsitzende In-Ear-Aufsätze, die unangenehm zu tragen sind. „Ohrstöpsel gibt es meist in nur drei allgemeinen Größen. Die Ohrmuschel ist jedoch so einzigartig wie ein Fingerabdruck, deshalb wollten wir Aufsätze bauen, die sich an jeden Nutzer individuell anpassen“, erklärt Sebastian, einer von Eamonns Teamkollegen und Student des Bachelorstudiengangs Management & Technology am TUM Campus Heilbronn. Mithilfe einer Persona und sogenannten „Wie könnten wir…?“-Fragen brachte das Team mehrere vielversprechende Lösungsvorschläge hervor, die anschließend durch den „Innovationstrichter“ geschickt wurden, um aus ihren Ideen die beste herauszufiltern. Dabei wurde überprüft, ob damit tatsächlich das Problem gelöst wird, es umsetzbar wäre und davon ein Prototyp hergestellt werden kann. „Dann führten wir weitere Interviews durch, um zu sehen, was potenzielle Kunden von unserer Lösung hielten, und um Feedback zur Optimierung des Prototyps zu sammeln, bevor wir unsere Idee dann im Finale präsentierten“, sagt Sebastian. Die finale Idee vom Team MEGA war: ein In-Ear-Stöpselaufsatz, der sich exakt an die individuelle Ohrform des Nutzers anpasst. Hierbei wird als Material ein sogenanntes thermoplastisches Elastomer verwendet, das mit LED-Leuchten erwärmt werden kann, alles gesteuert über eine App auf dem Smartphone – eine Idee, die die Juroren voll und ganz überzeugte und somit den Jurypreis gewann.

Natürlich war die Reise des Teams nicht ohne Hindernisse: „Wir begannen das Projekt mit der Suche nach Problemen auf Unternehmensebene und haben uns nicht mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer auseinandergesetzt“, sagt Eamonn, „Das ist für mich die wichtigste Erkenntnis. Beim BWL-Studium lernt man meistens viel darüber, wie ein Unternehmen aufgebaut ist und funktioniert: Strategie, Marketing, Beschaffung, Abläufe, usw. Diese Challenge hat mir gezeigt, dass man auf Unternehmensebene machen kann, was man will, aber es geht im Endeffekt immer noch um den Kunden, und das wird auch immer so sein“. 

Team 13etter Craftsmen: Gewinner des Peer Award

Sebastian Schleicher, Student des Masterstudiengangs Management & Innovation am TUM Campus Heilbronn, und Stephan Kraus, studierter Wirtschaftspsychologe und heute mit einem eigenen Beratungsunternehmen im Bereich der kulturellen und digitalen Transformation tätig, haben sich ebenfalls über die Corporate Campus Challenge kennengelernt. Gemeinsam mit drei weiteren TUM-Studenten aus verschiedenen Studiengängen und Kontinenten – Sabrina, Daniel und Obinna – arbeiteten sie an der Challenge des Ferdinand-Steinbeis-Instituts: Wie lassen sich Handwerker besser miteinander vernetzen, um den Erfahrungsaustausch zu vereinfachen und zu fördern? Das Team verbrachte die erste Phase des Projekts damit, die Aufgabe zu erkunden, um das Problem richtig zu verstehen. Im Laufe verschiedener Interviews fiel dem Team auf, dass die Zusammenarbeit zwischen Handwerkern ein wiederkehrendes Thema war. Die Befragten beschrieben den Bau eines Hauses als ein Projekt, das viel Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Handwerksberufen erfordert, da viele Arbeitsschritte oft nur in einer bestimmten Reihenfolge ausgeführt werden können. Die Arbeit jedes einzelnen Handwerkers beeinflusst den Zeitpunkt und die Ausführung des nachfolgenden Arbeitsschrittes eines anderen Handwerkers. Um das Problem der Zielgruppe noch besser zu verstehen und eine passende Lösung entwickeln zu können, erschuf das Team eine Persona. Dabei kreierten sie die Rolle eines Handwerkers, der eigentlich mit seiner Arbeit zufrieden ist, aber bei den vorhandenen Prozessen, vor allem aber in der Zusammenarbeit mit seinen Kollegen, Optimierungspotenziale sieht, die seine eigenen Planungen erleichtern würden. Da er der Digitalisierung immer noch skeptisch gegenübersteht, musste die Lösung so einfach wie möglich sein. „Es muss nicht immer gleich eine digitale Lösung sein“, betont Stephan. Und so entstand die Idee für eine App namens Build Sleep Repeat, die die Koordination unter den an einer Baustelle beteiligten Handwerkern vereinfacht, Zeitpläne abgleicht, Warnungen bei Verzögerungen und Problemen anzeigt, den direkten Kontakt mit Kollegen über die App ermöglicht und vor allem auf Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit setzt. Schon bald will sich das Team wieder mit dem Institut zusammensetzen, um weitere Projektschritte zu besprechen.

Rückblickend erzählen Stephan und Sebastian von ihren Highlights: „Sehr gut fand ich, wie das Design Thinking auf einen konkreten Fall angewandt wurde. Diese Erfahrung ist besonders wertvoll für meine Tätigkeit als Berater. Theoretisch wusste ich bereits einiges über diese Methode, aber wirklich verstehen kann man Design Thinking nur, wenn man es wirklich macht“, sagt Stephan. Besonders gut gefallen hat Sebastian die Arbeit in einem so vielfältigen Team. Während der Challenge waren 13etter Craftsmen stets bemüht, alle anderen Teilnehmer miteinander in Verbindung zu bringen und sich trotz der Wettbewerbssituation teamübergreifend auszutauschen und Feedback zu geben sowie sich gegenseitig kennenzulernen, z.B. In Among-Us-Sitzungen, weshalb das Team auch den Peer Award erhielt. „Dieses besondere Netzwerk wird uns erhalten bleiben und sicherlich auch in Zukunft Möglichkeiten bieten, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen“, sagt Sebastian, „ich kann allen Kolleginnen und Kollegen nur empfehlen, diese tolle Chance zu nutzen und an einer zukünftigen Challenge mitzumachen.“

Team Craftsmen Beyond Borders: Gewinner des Peer Awards und des Publikumspreises

Elena Corzo, Studentin des Masterstudiengangs Management & Innovation, hat an der Challenge nicht nur teilgenommen, weil sie dachte, es wäre eine großartige Gelegenheit, sich mit Studenten, Start-ups und Coaches zu vernetzen, sondern auch, um praktische Erfahrungen mit Prototyping und Design Thinking zu sammeln. Auch Elenas Team Craftsmen Beyond Borders beschäftigte sich mit der Aufgabe des Ferdinand-Steinbeis-Instituts, wie die Digitalisierung eine branchen- und standortübergreifende Zusammenarbeit von Handwerkern ermöglichen kann.

„Bei unseren Recherchen haben wir festgestellt, dass es in Deutschland an qualifizierten Handwerkern mangelt, vor allem in der Baubranche, die ständig am Wachsen ist. Obwohl sich unsere Recherche auf die Digitalisierung konzentrieren sollte, bemerkten wir bei unseren Interviews mit den Handwerkern, dass die meisten von ihnen noch nicht bereit für neue Technologien und digitale Lösungen waren. Aber der Fachkräftemangel in Deutschland war ihnen durchaus bewusst und sie zeigten sich auch besorgt darüber“, erklärt Elena. Deshalb hat sich das Team dazu entschieden, sich mit ihrer Idee auf eine Agentur zu konzentrieren, die qualifizierte und zertifizierte osteuropäische Handwerker sucht und mit dem deutschen Handwerkergewerbe verbindet. „Ein zunächst analoges Geschäftsmodell, das später, wenn sich der Markt entwickelt, in eine digitale Lösung umgewandelt werden könnte“, sagt Elena. Es ist eine Idee, die bereits potenzielle Investoren überzeugt hat: Während der Testphase ihres Prototyps sprach das Team rund 20 Unternehmen in Baden-Württemberg an, von denen drei so begeistert waren, dass sie bereits Interesse zeigten, in die Idee des Teams zu investieren.

Die Master-Studentin hatte bei der Challenge insbesondere Spaß daran, Design Thinking kennenzulernen und es in der Realität – auf einen konkreten Fall – anzuwenden: „Das Wichtigste ist, dass man nicht versucht, sofort eine Lösung zu finden. Das Schöne an dieser Methode ist, offen zu sein, den Prozess zu genießen und die eigene Komfortzone zu verlassen.“ Laut Elena hat jedes Teammitglied bei der Challenge nicht nur wichtige praktische Erfahrungen gemacht, sondern auch die eigenen Soft Skills, wie Zeitmanagement, Kreativität, Führung und Kommunikation, weiterentwickeln und stärken können. Obwohl die Zusammenarbeit nur virtuell möglich war, wurden Elena und ihre Teamkollegen, die über mehrere Kontinente verstreut sind, zu Freunden. „Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen in Deutschland und darauf, uns endlich persönlich kennenzulernen.“

Weitere Informationen finden Sie unter: