Text: Joshua Kocher, Fotos: Nico Kurth
Die Vermittlerin
Die Wissensstadt steht für Wissensvermittlung. Doch wie kommt das Wissen bei den Studierenden an? Dafür sorgt Miriam Horvath, die ihre Kommiliton:innen da abholen will, wo sie am meisten Zeit verbringen: am Smartphone. Auf Social Media hat die 23-Jährige noch viel vor.
Miriam Horvath ist wahrscheinlich selbst das beste Beispiel dafür, warum es ihren Job braucht. Seit vier Jahren wohnt die 23-Jährige in Heilbronn, studiert Tourismusmanagement an der Hochschule und ist viel in der Stadt unterwegs. Doch vom Verein „Wissensstadt Heilbronn“ hat sie lange überhaupt nichts mitbekommen. Zugegeben, den Verein gibt es auch erst seit Ende 2019. Dennoch wurde ihr lange Zeit kein einziger Social-Media-Post in den Feed gespült, keine Veranstaltung vorgeschlagen und kein Blogbeitrag.
Das soll Miriam Horvath nun selbst ändern. Seit September arbeitet sie als Spezialistin für Social Media im Verein. Sie soll ihre Kommiliton:innen am Smartphone abholen, also genau da, wo sie am meisten Zeit verbringen. Über Instagram, Facebook und Linkedin will sie Inhalte, Veranstaltungen und Forschungsergebnisse, die im Kosmos der Wissensstadt angeboten und veröffentlicht werden, an die Studierenden bringen. Die Wissensstadt soll zu einem Multiplikator werden, bei dem man in gesammelter Form findet, was Heilbronn interessant macht.
Dafür muss Miriam Horvath erstmal Aufbauarbeit leisten. Bislang arbeitet sie gut drei Monate für den Geschäftsführer der Wissensstadt, Micha Andree, und versucht, eine Struktur im Social-Media-Bereich zu schaffen. Am besten eine nachhaltige, die auch ohne sie funktionieren würde, falls sie mal weg wäre.

Die meiste Arbeit investiert sie aktuell darin, die verschiedenen Mitglieder der Wissensstadt zu kontaktieren, damit diese sie künftig in Kenntnis setzen, sollten sie eine Veranstaltung planen oder ein Social-Event. Wenn das Center for Advanced Studies der DHBW zum Beispiel einen Vortrag über Auslieferdrohnen veranstaltet, dann will Miriam Horvath darauf auch auf den sozialen Kanälen der Wissensstadt hinweisen, braucht allerdings vorher einen Hinweis, dass es dieses Event überhaupt gibt. Klar, hätten die Mitglieder auch alle ihre eigenen Social-Media-Kanäle. Doch wenn zum Beispiel das Fraunhofer Institut wie zuletzt bekannt gibt, dass es ein neues Booking-System für die Bibliothek aufgebaut hat, dann gehe das ja die Studierende aller Hochschulen etwas an.
Der „AStA der Hochschule Heilbronn zum Beispiel mache das schon ganz gut, so Horvath. Der markiere sie dauernd, wenn er eine Party veranstaltet, zu der alle Studierenden aus Heilbronn kommen könnten. Dann kann sie das re-posten. „Ich bin der Kommunikationspunkt, der versucht, alle Studierenden mit einzubeziehen“, sagt Horvath.
Ihre Schichten, die sie dreimal in der Woche einlegt, beginnen meistens damit, einen Plan für die Woche zu erstellen. Welche Posts sind geplant? Welche Inhalte sind schon da? Was brauchen wir noch? Sie lädt die Posts hoch und lässt diese automatisiert ausspielen. Ihr Ziel sind aktuell drei Veröffentlichungen pro Woche, die sie auf allen Kanälen online stellt. „Jeder Post muss uns weiterbringen in Hinsicht auf Wissen“, sagt sie. Kürzlich wies sie zum Beispiel auf den Start des Mentorin-Programms „Woment“ hin und versuchte zu erklären, wofür dieses Programm gut ist. Zu der Planung kommen noch Termine dazu, mit ihrem Chef oder mit den Mitgliedern der Wissensstadt.
Miriam Horvath kommt ursprünglich aus Plochingen, sie ist 23 Jahre alt und damit Teil der Generation Z. Sie ist selbst viel auf Instagram und Linkedin unterwegs, Facebook nutzt sie hingegen kaum mehr. Im achten Semester studiert sie an der Hochschule Heilbronn Tourismusmanagement, sie war bereits im Auslandssemester in der Schweiz und hospitierte bei Bosch Power Tools in Leinfelden-Echterdingen. Zurzeit schreibt sie ihre Bachelorarbeit über die Sicherheitsrisiken von Frauen auf Geschäftsreisen. Den Heilbronner Campus findet sie eindrucksvoll, sonst findet man sie oft auf dem Buga-Gelände. Die letzte Präsenzveranstaltung hatte sie im September 2020.

Zur Wissensstadt kam sie über das Mentoring-Programm „Woment“, das von den Hochschulen in Heilbronn angeboten wird. Einer der Mentoren war Micha Andree von der Wissensstadt und er bekam mit, dass Horvath eine Stelle als Werksstudentin suchte — und stellte sie bald ein.
Die Wissensstadt war bald kein Fremdwort mehr für sie. Sie merkte, dass der Verein für Wissensvermittlung steht, dafür, eine Community zu bilden, in der Wissen im Vordergrund steht. Und für das Netzwerken.
Wenn die Grundstruktur im Social-Media-Bereich steht, dann hat Miriam Horvath auch richtig Lust darauf, neue Sachen auszuprobieren. Instagram-Live mag sie gerne, Reels, auch TikTok könnte sie sich vorstellen. Viele, die jetzt in Heilbronn ihr Studium anfangen zählen zu den Jahrgängen, die auf TikTok extrem gut vertreten sind.
Und Miriam Horvath hat viele Ideen für neue Formate. Ein Veranstaltungskalender wird ab Januar veröffentlicht.. In dem nicht nur die Termine der jeweils eigenen Hochschule aufgelistet sind, sondern die Termine aller Einrichtungen auf dem Campus. Dann könnten sich die Studierenden viel mehr vernetzen und von den unzähligen Angeboten profitieren. „Die Hochschulen haben schon Kontakt untereinander, nur ihre Studierenden noch nicht — das will ich ändern“, sagt Horvath. Auch könnte sie sich vorstellen, die Studierenden einzubinden, sodass diese selbst Ideen einbringen können.
„Frequencity“, ein Stadtkongress, in dem es um kleine Großstädte geht und wie man ihre Innenstädte beleben und möglichen Leerraum füllen kann, wird von der Wissensstadt als Veranstalter als hybrides Event angeboten. Dabei gibt es noch Potential hinsichtlich Social Media, z. B. durch einen kurzen Livestream eines Keynotespeakers oder eine Sneak Peek.
Unter anderem kommt der Zukunftsforscher Matthias Horx. Auf Instagram wird man davon viel sehen.
Das neue Jahr startet Miriam Horvath mit einem Mammutprojekt. Über mehrere Monate will sie das Konstrukt Wissensstadt auf Social Media erklären. Sie will schildern, was hinter dem Konstrukt steht. Sie will alle 15 Mitglieds-Einrichtungen des Vereins vorstellen. Für was stehen die Hochschulen? Was ist besonders an ihnen?
Von Miriam Horvaths Arbeit wird man in Zukunft noch viel sehen.