Die Region Heilbronn bei der Digitalisierung begleiten

Das Center für Digitale Transformation auf dem Bildungscampus reflektiert Arbeit und Forschung der vergangenen drei Jahre. Die Anzahl der Professuren und Doktoranden am TUM Campus Heilbronn wächst. Wo liegen eigentlich die Forschungsschwerpunkte?

Von Julian Ruf Foto: Matthias  Stark

Gut drei Jahre ist es her, seit das Center für Digital Transformation (CDT) als Teil des Campus der Technischen Universität München (TUM) in Heilbronn gegründet wurde. Am 28. Juni 2019 übernahm Prof. Gudrun Kiesmüller ihr Amt als Direktorin des Centers.

Jetzt unternimmt sie einen Rückblick auf die Forschungsentwicklung der vergangenen Jahre, in denen man die Region bei den vielfältigen Aufgaben der Digitalisierung begleitet hat.

Seitdem das CDT seine Arbeit aufgenommen hat, hat sich viel getan. Das Center ist inzwischen auf sechs Professuren angewachsen. 20 Doktoranden forschen zusammen mit den Professorinnen und Professoren hauptsächlich in drei großen Forschungsschwerpunkten. Dabei geht es um digitale Technologien und deren Einfluss auf Unternehmen und Wirtschaft, digitale Plattformen sowie von Daten unterstützte Entscheidungsfindung. Die ersten Bachelor- und Masterabsolventen haben ihr Studium in den Fächern Management und Technologie und Consumer Science bereits abgeschlossen.

Bildungsfaktor gewonnen

So hat Heilbronn mit dem Center am TUM-Campus einen wichtigen Bildungsfaktor hinzugewonnen, wie Kiesmüller findet. Das Center sei darüber hinaus eine Schnittstelle zwischen Unternehmen der Region und der Forschung, sowie ein Partner der Wirtschaft bei der Weiterentwicklung im Bereich der Digitalisierung. “Unsere Professoren bewegen sich auf den Bühnen der Wirtschaft und beraten diejenigen, die Probleme haben”, antwortet Gudrun Kiesmüller auf die Frage nach der Wirkung, die das Center in der Region erzielt.

“Wir kreieren für die Region auch einen gewissen Impact, indem unsere Studenten ihr Wissen in die Unternehmen tragen. Als Managementgruppierung, die wir sind, können wir auch Personal weitervermitteln.” Das Center hatte in den vergangenen drei Jahren aufgrund der Pandemie erschwerte Rahmenbedingungen. “Direkt nach unserer Eröffnung kam Corona”, sagt sie. “Wir sind deshalb noch dabei, herauszufinden, welches die großen Probleme der Region sind. Fest steht, dass sich die regionalen Probleme ständig im Wandel befinden. Die Lieferketten sind aber momentan auch hier eine zentrale Schwierigkeit.”

Umdenken muss stattfinden

Kiesmüller selbst forscht im Bereich Operations Management, was im Wesentlichen bedeutet, dass wirtschaftliche Prozesse analysiert und anschließend optimiert werden. Ihren Fokus legt sie dabei auch auf die Logistik. Fragestellungen nach der Dauer von Produktlieferungen, dem Einbau von richtigen Zeitpuffern für reibungslose Lieferketten oder auch die korrekte Anlage von Warenlagern sind nur einige Themen, mit denen sie sich befasst. “Der Lagerbestand wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. In den letzten Jahren ist viel zu viel auf Nachfrage produziert worden, und die Firmen haben zu wenig Lagerbestand aufgebaut. Hier muss in Zukunft ein Umdenken stattfinden”, erläutert sie.

Selbsterklärtes Ziel des CDT ist es, durch praxisorientierte Forschung Lösungen zu entwickeln und so einen direkten Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft zu generieren. Der große Vorteil des Centers dabei: Neue Erkenntnisse sollen laut Kiesmüller direkt in die Lehre einfließen, um die Studierenden besser auf die Zukunft vorzubereiten. So forscht beispielsweise einer von Kiesmüllers Kollegen an einem Projekt, bei dem er und sein Team mithilfe eines text-basierten Verfahrens über Wörterlisten bewertet, wie stark sich Führungsetagen von Unternehmen mit dem Thema Digitalisierung befassen. Das Ergebnis: Firmen mit hohem Digitalisierungsbewusstsein wachsen schneller und haben höhere Aktienrenditen. Man könnte also behaupten, dass diese Firmen in ihren Branchen erfolgreicher agieren.

Zukunftsprojekt

In einem aktuellen Projekt nutzen Forscher des Centers für Digitale Transformation Verfahren, die mit Hilfe von maschinellem Lernen in der Lage sind, die Semantik und den Kontext eines Textes automatisch zu berücksichtigen. Dadurch wird es Unternehmen vielleicht eines Tages möglich sein, relevante Wettbewerber unabhängig von der Sprache und der Wortwahl, nur über den Abgleich von Geschäftsberichten oder den Internetauftritt zu identifizieren.

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme