Teilnehmer des Kongresses Frequencity haben in Workshops Ideen für eine attraktivere und lebenswertere Stadt entwickelt. Eine davon beinhaltet einen “Küchentisch” mitten in der Innenstadt, eine andere handelt von der Entsiegelung von Verkehrsflächen.
Von Annika Heffter, Foto: Mario Berger
Zur Entwicklung einer Stadt gehören verschiedene Aspekte, zum Beispiel eine attraktive Innenstadt, abwechslungsreiche Angebote in Handel und Gastronomie, eine gewisse Strahlkraft und lebendige Kulturszene, touristische Anziehungspunkte, ein fruchtbares Ökosystem für Startups und vieles mehr. Ein vielseitiges Geflecht an Themen, denen sich der Stadtentwicklungs-Kongress Frequencity am Dienstag und Mittwoch gewidmet hat.
Zu den insgesamt sieben Workshops am zweiten Tag des Kongresses kommt eine hochmotivierte, bunte Mischung aus Akteuren in die Aula auf den Heilbronner Bildungscampus – Gastronomen, Verwaltungsmitarbeiter, Einzelhändler, Stadträte, Kulturschaffende und so weiter. Sie haben Ideen und Konzepte im Gepäck, wollen sich austauschen mit dem Ziel, Heilbronn zu einer immer lebendigeren, lebenswerteren Stadt zu machen.
Teilnehmer beschäftigen sich intensiv mit vier Projektideen für Heilbronn
So formulieren Teilnehmer im Workshop “Wie kann man gemeinsam eine Innenstadt a(ttra)ktiv gestalten?” zehn Vorschläge für Projekte, die sich in Heilbronn umsetzen ließen. Zu vier der Projekte erarbeiten sie dann erste Schritte zur Umsetzung und mögliche Stolpersteine.
Darunter zum Beispiel die Idee, eine offene Küche mit einer großen Tafel in der Innenstadt einzurichten, wo jeder nach Anmeldung mit Freunden kochen und essen kann. Direkt neben dieser Küche, schlägt eine Teilnehmerin vor, könnten Bürger Urban Gardening betreiben, damit man gleich frische Zutaten zum Kochen zur Hand habe. In einer anderen Idee geht es um einen “Green Reset”, die Entsiegelung von Verkehrsflächen, um grüne Oasen in die Stadt zu bringen. Wiederum ein anderer Vorschlag bringt mobile Kultur- und Gastro-Inseln in der Innenstadt ins Spiel.
Leerstände vermeiden, Gastfreundschaft zeigen
Im Workshop “Leerstand in der Innenstadt vermeiden” geht es unter anderem um den Dialog zwischen Eigentümern und Stadt, eine vorausschauende Planung und mögliche Sanktionen bei andauernden Leerständen. Im Tourismus-Workshop diskutieren die Teilnehmer über das Selbstwertgefühl der Stadt und wie wichtig Gastlichkeit für touristische Anziehungskraft ist.
In “Die Stadt der Zukunft als Gründungsökosystem” ist unter anderem der Bildungscampus selbst Thema und wie man Studierende und Startups in die Innenstadt bringen könnte. Bei “So geht Handel heute und morgen” ist neben anderen Punkten der Servicegedanke im Fokus und wie gute niederschwellige Beratung funktioniert.
Nicht alle Workshops sind besonders interaktiv
Auch aus anderen Städten sind Teilnehmer da, zum Beispiel eine Mitarbeiterin der Stadt Ingolstadt, die es interessiert, wie Heilbronn es geschafft hat, die stark frequentierte Bundesstraße 39 am Neckar zugunsten einer grünen Uferpromenade abzubauen. Generell sind Nachhaltigkeit und Klimaresilienz von Städten in den Vorträgen und Workshops allerdings eher zweitrangiges Thema.
Nicht bei allen Workshops kommen die Teilnehmer so häufig zu Wort, wie es sich manche gewünscht hätten. So äußern einzelne die Kritik, sie hätten gerne mehr diskutiert, ihre Vorstellungen geäußert, Lösungen entwickelt und sie mit Kollegen vom Fach weitergesponnen.
Netzwerken und an einem Strang ziehen
Ein positives Feedback ist aber durchweg zu hören: gut, dass Akteure aus unterschiedlichen Branchen zusammenkommen und netzwerken. So mancher Gastronom oder Händler hat das Gefühl, wertvolle Kontakte, auch in die Stadtverwaltung hinein, geknüpft zu haben. Schließlich ist ein Punkt, den die Teilnehmer an dem Tag erarbeiten, auch dieser: Jeder sollte wissen, wer wofür zuständig ist, und alle sollten an einem Strang ziehen.
“Keiner bruddelt”, steht so bei der Fazit-Runde mit allen Kongressteilnehmern am Ende auch auf einer Folie mit den Ergebnissen aus den Workshops. Wer sich über Entwicklungen und Missstände in Heilbronn beschwert, müsse immer auch einen Vorschlag liefern, wie es besser ginge, betonen einige Teilnehmer.
Ergebnisse
Der Stadtentwicklungskongress Frequencity wurde von der Stadt Heilbronn und dem Verein Wissensstadt veranstaltet. Insgesamt haben 200 Interessierte vor Ort teilgenommen. Am ersten Tag schalteten sich virtuell zusätzlich knapp 90 Teilnehmer zu. Die Ergebnisse aus den Vorträgen und den Workshops der beiden Tage will die Stadt weiterverwerten und in ihren Masterplan Innenstadt mit einfließen lassen. “Keines der Ergebnisse kommt in die Schublade oder geht in irgendeiner Weise verloren”, betont Gabriele Ostertag von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, die den Heilbronner Masterplan Innenstadt mit entworfen hat.