Von Wachsoldaten und tanzenden Gullydeckeln: Das Kurzfilmfestival ist seit 2018 ein Semesterprojekt.
Von Julian Ruf Foto: Hochschule Heilbronn
Was haben Gullydeckel und württembergische Wachsoldaten aus dem Jahre 1349 gemeinsam? Die Gullydeckel wie auch die Soldaten sind Protagonisten in Filmen, die beim Kurzfilmfestival der Rheinhold-Würth-Hochschule in Künzelsau gezeigt wurden.
Anfang des Jahres fand das Kurzfilmfest schon zum sechsten Mal in Folge statt. Seit 2018 gibt es dieses Festival, das als Semesterprojekt im Studiengang BWL mit Schwerpunkt Sport, Kultur- und Freizeitmanagement von Studenten der Hochschule unter der Leitung von Professorin Raphaela Henze durchgeführt wird. 40 Kurzfilme von jungen Regisseuren aus ganz Deutschland wurden für die diesjährige Ausgabe des Festivals eingereicht. Den rund 100 Zuschauern wurden neun Filme aus allen Einsendungen präsentiert. Eine fünfköpfige Jury hat die Filme im Vorfeld ausgewählt.
Das Publikum stimmt ab
Das Besondere: Die Bewertung während des Festivals wurde komplett per Online-Meeting abgehalten. Die Zuschauer konnten in den Genres Animation, Spielfilm und Dokumentation für ihren Favoriten stimmen. Unabhängig vom Publikumsvoting vergab die Jury noch je einen Jurypreis in den drei Kategorien, so dass am Ende sechs Preise verliehen wurden.
“Das Online-Format ermöglicht es, interessiertes Publikum aus dem gesamten deutschsprachigen anzuziehen. Insbesondere die Filmemacher und auch die Jurymitglieder kommen nicht immer aus der Region. Außerdem fand dieses Format in den vergangenen Jahren sehr viel Zuspruch”, sagt Raphaela Henze der Hohenloher Zeitung. Den an der Filmakademie Baden-Württemberg entstandenen Film “Drainspotting” kürt die Jury zum besten Animationsfilm. Der Jungregisseur Vincent Maurer konnte mit seinen tanzenden Gullydeckeln überzeugen. “Der Film stellt die philosophische Frage nach der Glaubwürdigkeit der Bilder”, resümiert der Journalist und Mitglied der Jury, Tobias Krone.
Das Publikum ist jedoch anderer Meinung, sieht den siebenminütigen Streifen “Matapacos” vorne. Der Film, der seine Premiere im vergangenen Jahr beim Bundesfestival “Junger Film” feierte, basiert lose auf der Geschichte von Negro Matapacos, dem berühmten chilenischen “Riot Dog” (Deutsch: Aufstandshund). Eine junge Widerstandskämpferin radikalisiert sich gemeinsam mit einem Hund. Zusammen sind die beiden auf vielen Demonstrationen ganz vorne mit dabei. Eines Tages jedoch gehen sie einen Schritt zu weit. Der Hund stirbt. Doch durch den Tod des Tieres fasst die Widerstandskämpferin auch neuen Lebensmut.
Ein Spielfilm ist der große Gewinner
In der Kategorie Spielfilm setzt sich der Streifen “Märtyrer der Strebsamkeit” bei den Jurymitgliedern durch. Der Film von Alexander Peskador handelt von zwei Wachsoldaten aus Württemberg, die im Jahr 1349 den personifizierten Tod in ein hitziges Streitgespräch verwickeln. Publikum und Jury sind sich in dieser Kategorie einig, “Märtyrer der Strebsamkeit” räumt den Jury- und auch den Publikumspreis ab. Der ebenfalls von der Filmakademie Baden-Württemberg produzierte Spielfilm überzeugt durch seine Kostüme, eine hohe technische Qualität und einen authentischen schwäbischen Dialekt.
Wo bleiben die Busse, wenn die Linien am Abend beendet sind? Die Dokumentation “Wo Busse schlafen gehen” widmet sich dieser Thematik und zeigt die Wartung von Linienbussen. Das überzeugte die Jury und brachte dem Regisseur Johann Schilling den Jurypreis ein. “Der Film selbst hat die Menschlichkeit in den Vordergrund gerückt”, begründet Schirmherrin und Jurymitglied Henze die Entscheidung. Beim letzten Publikumspreis des Abends kommt es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, das die Dokumentation “Neue Berliner Schnauze” für sich entscheidet. In dieser Pilotfolge einer Dokuserie dreht sich alles um die gehobene Gemüseküche, ein Blick hinter die Kulissen der veganen Profi-Küche.
Die Laufzeit ist von Bedeutung
Die Länge eines Kurzfilms variiert. In der Regel überschreitet er die Spielzeit von 30 Minuten nicht. Die Internationalen Filmfestspiele Berlin setzen die Maximallänge von Kurzfilme zwischen 15 und 30 Minuten an. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die in den Vereinigten Staaten die Oscars verleihen, sehen einen Film von unter 40 Minuten als Kurzfilm an.
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme

