Das Honigkuchenpferd sorgt bei der Kinder-Uni für Diskussionen

Historiker Max Grund erzählt bei der Kinder-Uni von der Beziehung zwischen Mensch und Biene sowie der Entwicklung von Weihnachtsbräuchen.

Von Theresa Heil, Foto: Mario Berger

“Die Biene ist das einzige Nutztier, welches der Mensch nie gezähmt hat.“ Die jahrtausendealte Beziehung zwischen Mensch und Biene fasziniert Historiker Max Grund seit seiner Kindheit. Die jüngste Kinder-Uni auf dem Bildungscampus steht unter dem Motto „Zwischen Honigkuchenpferd und Lichterglanz“. Dort erzählt der Dozent den Nachwuchs-Studenten von der Bienenhaltung und der Bedeutung von Honig und Wachs im Laufe der Geschichte. „Die Kinder-Uni ist wirklich nur für die Kinder da“, erklärt Organisator Jonathan Kunz. Eltern müssen draußen bleiben. 73 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren lauschen gebannt den Erzählungen zu mittelalterlichen Lebkuchenrezepten und beleuchteten Weihnachtsbäumen.

Die Geschichte der Bienenhaltung

Ein „lebendes Fossil“ sei die Biene, berichtet Max Grund, und zeigt das Foto eines Bernsteineinschlusses als Beweis. „Da gab’s noch Dinosaurier“, sagt Grund. Der Mensch nutzt die Erzeugnisse der Biene schon seit er sesshaft ist. Im alten Ägypten wurde sie im großen Umfang gehalten. Nördlich der Alpen war der Honigwein Met ein so wichtiges Getränk, dass sich die Kelten mit ihm begraben ließen.

Um die Bienen zu kultivieren, mussten die Menschen kreativ werden. Bienenvölker wurden in geflochtenen Körben, den „Stülpern“, gehalten. Damit die Bienen im Winter nicht erfrierten, wurden diese mit Kuhdung eingerieben. Eine Technik, die in der Lüneburger Heide teilweise heute noch zum Einsatz kommt. „Eigentlich sind Bienen Waldtiere“, erläutert Grund. Beim Zeidlerei-Geschäft werden künstliche Höhlen in einen Baum geschlagen, in denen die Bienen sich ansiedeln können. Diese Art der Bienenhaltung gab es schon im Mittelalter. Damit das auch funktioniert, werde der Baum „geschminkt“, erklärt Max Grund. Dabei wird der Stamm mit Kräuterpaste eingerieben, um die Bienen anzulocken.

Bedeutung von Honig und Wachs im Mittelalter

Im Mittelalter waren Kerzen aus Bienenwachs ein Luxusprodukt. „Ein Adeliger, der seinen ganzen Saal mit Kerzen ausleuchten konnte, war reich“, erzählt Max Grund. 1492, als der erste Weihnachtsbaum in historischen Aufzeichnungen auftaucht, wurde dieser daher noch nicht mit Kerzen geschmückt. Erst im 18. Jahrhundert setzte sich die Tradition durch. „Ich hoffe, die meisten von euch beleuchten ihren Weihnachtsbaum nicht mit Kerzen, das ist nämlich tierisch gefährlich“, warnt Max Grund. Ohne elektrisches Licht sei es aber damals nicht anders möglich gewesen.

Der Honig sei in der Bienenhaltung nur das Abfallprodukt gewesen, erklärt der Dozent. Man habe ihn im Mittelalter zum Süßen verwendet, etwa bei Pfefferkuchen. Als Beispiel hat Max Grund ein mittelalterliches Lebkuchenrezept mitgebracht. Honigkuchenpferde waren damals eine beliebte Fastenspeise, da sie ohne tierische Produkte gebacken werden. Aber Honig ist doch auch ein tierisches Produkt? Insekten habe man damals nicht dazugezählt, beantwortet Max Grund die Frage eines jungen Zuhörers. „Ich finde es schön, dass einige gut aufgepasst haben“, freut sich der Historiker. Besonders den „bunten Strauß an Fragen“ findet er toll.

Grund studierte in Jena Geschichte, Grundlagen des Christentums und Interdisziplinäre Mittelalterstudien. Seit 2020 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Kiel. Seine Leidenschaft für Bienen ist ein Privatprojekt. Dafür forscht er zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bienenhaltung.

Pläne für die nächste Kinder-Uni

Bei der Kinder-Uni am Dienstag, 7.  Februar 2023, geht es im Forum des Bildungscampus Heilbronn ab 15 Uhr um das Thema „Können Piranhas reden?“. Die Teilnahme ist kostenlos und für Kinder von acht bis zwölf Jahren. Anmeldung über www.aim-akademie.org/kinderuni, Telefon 07131/390970, oder per Mail an teilnehmerservice@aim-akademie.org. Die AIM richtet die Kinder-Unis in Kooperation mit der Hochschule Heilbronn und der Heilbronner Stimme aus.

 

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme