Bürgerdialog in Heilbronn soll Vertrauen in autonomes Fahren stärken

Auf dem Bildungscampus wurde am Samstag das baden-württembergische “Testfeld Autonomes Fahren” vorgestellt. Die 200 Kilometer lange Strecke führt von Karlsruhe nach Heilbronn. Besonders Sicherheit und Vertrauensbildung standen bei der Veranstaltung im Fokus.

Von Annika Heffter (Heilbronner Stimme), Foto: Andreas Veigel

Fahren ohne selbst die Kontrolle über die Maschine auszuüben – bei vielen Menschen löst diese Vorstellung ein mulmiges Gefühl aus. Die Sorge um Sicherheit und Schutz, sowohl auf der Straße als auch vor Hackerangriffen, ist beim autonomen Fahren noch immer zu spüren.

Beim Bürgerdialog “Autonomes Fahren” am Samstag auf dem Heilbronner Bildungscampus steht deshalb Vertrauensbildung besonders im Fokus. “Wir kämpfen um das Vertrauen derjenigen, die die Technologie am Ende nutzen”, fasst es der Rektor der Hochschule Heilbronn (HHN), Professor Oliver Lenzen, in seiner Begrüßungsrede zusammen.

Um das zu schaffen, gibt es bei dem Bürgerdialog Exponate, Plakate und Stände, an denen die wissenschaftlichen Erkenntnisse vermittelt werden. Zudem gibt es Impulsvorträge und eine Diskussionsrunde mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Forschung.

200 Kilometer von Karlsruhe nach Heilbronn und ein Shuttle-Bus in der Innenstadt

Das Projekt, um das es bei dem Bürgerdialog geht, ist das “Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg” (TAF BW). Es umfasst eine etwa 200 Kilometer lange Strecke, von Karlsruhe über Bruchsal nach Heilbronn bis in die Innenstadt. Seit 2018 nutzen Kommunen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen das Testfeld, um automatisiertes und vernetztes Fahren zu erproben.

Für Heilbronn bedeutet das konkret: Teile der Stadt sind seit 2018 ein Reallabor für die Entwicklung der Technologie und Infrastruktur, um autonomes Fahren zu ermöglichen. Sogar das Parkhaus im Wohlgelegen ist ein Teil des Projekts, in dem sich Autos in Zukunft selbst parken können sollen.

Und dann ist da noch ein autonomer Shuttle-Bus, der ab Juni 2022 offiziell Fahrgäste vom Hauptbahnhof zur Experimenta fahren soll (wir berichteten).

Ampeln, Kreuzungen und Autos werden miteinander vernetzt

Neben der HHN und der Stadt Heilbronn beteiligen sich am TAF BW auch Partner aus Karlsruhe, unter anderem das Institut für Technologie (KIT) und das Forschungszentrum Informatik, sowie die Stadt und Region Bruchsal.

Die Forscher erklären, die Technologie sei bereit, die Infrastruktur im Wandel – einige Ampeln und Kreuzungen seien zum Beispiel schon miteinander und mit den Autos vernetzt, nur die Menschen müssten noch abgeholt werden.

Menschen wollen einfach von A nach B kommen

“Die Mobilität der Zukunft ist ein Mix”, sagt HHN-Professor Raoul Zöllner. Menschen gehe es nicht darum, mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind, sondern, “dass sie von A nach B kommen”.

Elke Zimmer betont den Faktor Nachhaltigkeit. “Wir brauchen diese Modelle schnell auch in der Fläche, sonst werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen”, sagt die Staatssekretärin vom Landesministerium für Verkehr.

Technik aufmerksamer als der Mensch?

Am Ende der Veranstaltung kommen noch Bürgeranfragen zur Sprache. Die meisten davon drehen sich um Sicherheitsaspekte: Wird der Mensch trotzdem noch eingreifen können, wer trägt die Verantwortung bei einem Unfall? Elke Zimmer will diese Bedenken nehmen. Die Technik sei oft “aufmerksamer als der Mensch”.

Vor allem für die “schwächsten Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer” sei die derzeitige Situation, ohne autonomes Fahren, unsicher. Natürlich werde es auch mit autonomen Autos ab und zu Unfälle geben und die Rechtslage sei in vielen Punkten noch unklar. Aber: “Die Sicherheit im Straßenverkehr wird sich mit dem autonomen Fahren deutlich erhöhen”, sagt sie.

 

Förderung und Mobilitätskonzept
Das Gesamtprojekt “Testfeld Autonomes Fahren” wird vom Land Baden-Württemberg mit fünf Millionen Euro gefördert, die Stadt Heilbronn hat 180 000 Euro investiert. Die Stadt zahlt zusätzlich pro Jahr 50 000 Euro für den laufenden Unterhalt. Der autonome Shuttle-Bus in der Innenstadt soll perspektivisch auch den Bildungscampus ansteuern. Autonomes Fahren ist ein Baustein im Mobilitätskonzept der Stadt, um Mobilität auf umweltverträglichere Fahrzeuge zu verlagern und Verkehrsfluss sowie -steuerung zu optimieren.