Der Neubau der Campus Founders, die innovativen Firmen und Startups in Heilbronn eine Heimat und Hilfe bieten, wird womöglich das neue Aushängeschild des Bildungscampus. 2024 erfolgt der Umzug in das neue Gebäude.
Von Christian Gleichauf, Foto: Visualisierung: Auer + Weber
Oliver Hanisch ist sichtlich erfreut. Der Neubau war, so räumt der Geschäftsführer der Campus Founders vorsichtig ein, ein Teil der Motivation, nach Heilbronn zu kommen. Er sei schon in die Planungen mit einbezogen worden und habe gesehen, “dass man es hier ernst meint”. Das versinnbildliche aber das Gebäude, sagt Hanisch: “Das Fundament haben wir in den vergangenen zwei Jahren gelegt. Jetzt wird darauf aufgebaut.”
Auch im Fitnessstudio gibt es die unterschiedlichsten Typen
Was die Campus Founders in Heilbronn vorhaben, ist für Laien nicht so leicht zu verstehen. Innovation, Biotop, Mindset – immer wieder müssen Begriffe erklärt werden, die jenen, die hier tagtäglich unterwegs sind, selbstverständlich über die Lippen kommen.
Hanisch macht es anschaulich: “Was die Campus Founders anbieten, kann man mit einem Fitnessstudio vergleichen.” Als Mitglied könne man ab und zu mal vorbeischauen oder aber intensiv an die Geräte gehen. Man könne Kurse belegen oder auch einen Personal Trainer engagieren. “Ganz ähnlich ist es bei uns”, sagt Hanisch. So soll das neue Gebäude,wenn es Mitte 2024 in Betrieb geht, mit Leben gefüllt werden.
Es gebe allerdings einen großen Unterschied: “Während dich in einem Fitnessstudio in der Regel kein Mensch kennt, versuchen wir, unsere Teilnehmer aktiv zu vernetzen”, so Hanisch. Denn es passiere ganz oft, dass man bei den einen etwas hört, was tags zuvor bei einer anderen Gruppe auch Thema war. Dass Fähigkeiten oder Expertise gefragt seien, die ein anderer mitbringe.
Die ungeschriebenen Gesetze in der Start-up-Welt
“Wir leben hier nach dem Motto: Paying forward and giving back”, sagt Hanisch. Wer anfangs Hilfe braucht, bekomme sie oft unkompliziert und manchmal sogar kostenlos. Wenn die Anstrengungen dann von Erfolg gekrönt sind, dann sollten die Start-up-Gründer selbst wieder etwas zurückgeben.
Dass nicht alle Bemühungen zum Erfolg führen, sei selbstverständlich. “Erst einmal wollen wir ganz viele Leute inspirieren, mit dem, was wir tun”, sagt Björn Conrad, Sprecher der Campus Founders. In einer zweiten Phase gehe es dann um Methoden, man gehe also sozusagen mit einigen in die Ausbildung.
Und dann kristallisiere sich irgendwann heraus, aus welchem Ansatz etwas werden könne. Hanisch bleibt in der Sport-Metapher: “Die einen betreiben Breitensport, die anderen Leistungssport.” Diese dritte Phase beginne jetzt. Von denen, die für den Leistungssport infrage kommen, werde einiges verlangt. “Das kann man dann nicht nebenher machen.”
Zwei verbreitete Missverständnisse
Für Außenstehende erscheint die Start-up-Welt mitunter recht wundersam. Manches Missverständnis gilt es zu vermeiden. Zum einen nennt Hanisch das Alter. Zwar sei die Jugend präsent in den Räumen des Start-up-Centers, das im Forum auf dem Bildungscampus viel “Laufkundschaft” von Studenten aus den umliegenden Hochschulen hat. Doch der Altersdurchschnitt von Start-up-Gründern in Deutschland liege bei 37 Jahren.
Die zweite Vorstellung, mit der man falsch liege: “Beim Begriff Start-up denken viele an drei Studenten mit einer Idee. Wenn ich von Start-up spreche, dann meine ich auch Unternehmen mit einer Millionenfinanzierung und 100 Mitarbeitern, die weltweit aktiv sind”, erklärt Hanisch. Solche Unternehmen hier wachsen zu lassen ist das Ziel aller Anstrengungen in der Start-up-City und Wissensstadt Heilbronn.
Ein weiterer Baustein des Projekts Wissensstadt
Das neue Gebäude der Campus Founders wird womöglich das neue Aushängeschild des Bildungscampus. So ganz festlegen will sich Bauherr Reinhold Geilsdörfer zwar nicht. “Aber es ist sehr komplex und mit seinen Auskragungen und dem vielen Glas und Stahl architektonisch noch anspruchsvoller als die Bibliothek”, sagt der Geschäftsführer der Dieter-Schwarz-Stiftung. Die Bibliothek ist mit 4000 Quadratmeter Nutzfläche sogar etwas kleiner als der jetzt entstehende Bau, der 5600 Quadratmeter auf sieben Ebenen plus Untergeschoss haben wird. Zur Investitionssumme äußert sich die Stiftung nicht.
Der Vorlauf für das Gebäude ist lang. 2018 die ersten Planungen, 2019 der Architektenwettbewerb, den das Stuttgarter Büro Auer + Weber gewann. Jetzt erfolgte der Baustart für die auch optisch beeindruckende neue Heimat der Campus Founders, die Mitte 2024 bezogen werden soll. Es könnte eine Weile dauern, bis das komplette Gebäude mit Leben gefüllt ist. Es wird allein 20 “Private Offices” geben, die vor allem größere Unternehmen anmieten. Bisher bieten die Campus Founders zwei solcher Büros. Das Gründerzentrum soll auch eine wichtige Rolle für den geplanten Innovationspark Künstliche Intelligenz spielen, betont Geilsdörfer. Insgesamt, das wird mehrfach betont, stehe man in Heilbronn noch immer ganz am Anfang der Entwicklung hin zur Wissensstadt.