Barrierefrei auf dem Campus unterwegs: DHBW-Studierende programmieren Roboter Temi

Roboter Temi sagt, wo’s langgeht: DHBW-Studierende haben im Rahmen eines Seminars eine KI-basierte robotische Assistenz entwickelt, die Menschen mit Behinderung auf dem Campus unterstützen soll.

Von Lisa Könnecke, Foto: Mario Berger

Den KI-basierten Roboter Temi so zu programmieren, dass er Menschen mit Beeinträchtigung hilft, sich auf dem Campus zurechtzufinden, sich mit ihnen austauscht oder ihnen den Weg weist: Das war die Aufgabenstellung, die Studierende der Wirtschaftsinformatik an der DHBW Heilbronn im Rahmen eines Seminars gestellt bekamen.

Herausforderungen am Anfang

In Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut IAO und unter der Leitung von Professor Tobias Thomas von der DHBW Heilbronn wurde ein Semester lang an der Umsetzung gearbeitet und zu Beginn “ein riesiges Brainstorming gestartet”, wie die Gruppe bei der Abschlusspräsentation erklärte. Temi sei anfangs nämlich nicht so schlau gewesen wie gewünscht, er habe wenig verstanden und sei ab und an auch einfach gegen Wände gefahren.

Von diesen Problemen war bei der Präsentation inklusive Vorführung aber nichts mehr zu sehen. Auf die Frage, ob er den Weg zur Sitzecke navigieren könne, rollte er los in Richtung gewünschtes Ziel. Weil Temi in erster Linie eine Unterstützung für Menschen mit körperlichen Behinderungen, Sinnes- und Sprachbehinderungen sein soll, haben die Studierenden im Vorfeld Interviews geführt. So sollten unter anderem Fragen geklärt werden, welche Anforderungen Rollstuhlfahrer an den Roboter haben oder wie sie mit ihm kommunizieren wollen.

Studierende machen Sport im Rollstuhl

Für zwei an dem Projekt arbeitende Studierende ging es zum Rollstuhlsportverein und dort angekommen tatsächlich in einen Rollstuhl. “Das war eine spontane Aktion. So haben wir mehr als eine Stunde Sport gemacht und mitbekommen, welchen Schwierigkeiten man gegenübersteht”, erklärte die Studentin Ana-Maria Stefan. Die Interviews im Nachgang seien super verlaufen, weil man zuvor eine gute Verbindung mit den Sportlern aufgebaut hatte.

Menschen, die im Rollstuhl sitzen und deswegen ohnehin schon auffallen würden, wollen durch einen Roboter nicht unnötig mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sei eine weitläufige Rückmeldung gewesen. Das hat die Gruppe im Nachgang bei ihrer Programmierung beachtet: So hört Temi nicht nur auf Sprachbefehle, sondern reagiert auch auf Befehle über das Touchpad. Nähert man sich ihm auf zwei Meter wird er dank seiner Sensoren auf einen aufmerksam und bietet seine Hilfe an. Außerdem wurde das Klackern, das sonst bei Blindenampeln zum Einsatz kommt, für Temi adaptiert. Sehbehinderte Menschen sollen so auf ihn aufmerksam werden, weil sie akustische Signale brauchen, um Dinge zu finden, erklärten die Studierenden.

“Wir verstehen den Campus als Reallabor

“Am Ende der Präsentation zeigten sich Maximilian Feike und Nina Hieber vom Fraunhofer-Institut sehr angetan von der Umsetzung der Studierenden. “Da kam was richtig Cooles dabei rum”, freute sich etwa Nina Hieber. Temi als Navigationsunterstützung für Menschen mit Beeinträchtigungen zu programmieren, sei eine Idee, die im Zuge der Smart Campus Initiative aufkam, um neue, datenbasierte Ideen für den Bildungscampus umzusetzen. “Wir verstehen den Campus als Reallabor. Jetzt geht es darum, Temi weiterzuentwickeln.”

 

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme