Autorin Fränzi Kühne auf digitalem Besuch in Heilbronn

Fränzi Kühne hat bei einer Online-Veranstaltung ihr Buch “Was Männer nie gefragt werden” vorgestellt. Sie berichtete von ihren Interviews mit erfolgreichen Männern und sprach über Chancengleichheit sowie nötige Veränderungen in der Kultur von Unternehmen.

Von Annika Heffter (Heilbronner Stimme), Foto: PR

Mehr als 20 Interviews hat Fränzi Kühne mit bekannten Männern wie Axel Bosse oder Gregor Gysi geführt. Mit Fragen, die sonst eigentlich hauptsächlich nur Frauen gestellt werden: zum Aussehen, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder dazu, wie man sich in reinen Männerrunden eigentlich am besten durchsetzt. Die Inhalte und Erkenntnisse aus den Gesprächen hat die Unternehmerin in ein Buch mit dem Titel “Was Männer nie gefragt werden – ich frage trotzdem mal” gepackt.

Bei einer digitalen Veranstaltung mit mehr als 180 Teilnehmerinnen aus der Region stellt sie ihr Werk am Montagabend vor. Das Karriereförderprogramm WoMent der Heilbronner Hochschulen hatte zusammen mit dem Verein Wissensstadt und dem Netzwerk Führungsfrauen Raum Heilbronn zu dem Buchtalk mit anschließender Podiumsdiskussion eingeladen.

Von 50 Männern stellen sich 22 für ein Interview zur Verfügung

Zunächst erzählt Kühne von der Atmosphäre bei den Interviews. 50 Männer hatte die Autorin für ihr Projekt angefragt, 22 stellten sich den Fragen letztendlich. “Das bedeutet, viele haben sich schon gesagt: ,Das ist mir zu heikel”. Und die, die im Buch sind, haben zumindest schon einmal über Diversität und Gleichstellung nachgedacht”, sagt sie.

In manchen Gesprächen habe sie dennoch eine gewisse Habachtstellung bei den Männern spüren können, viele hätten aber auch locker aus dem Nähkästchen geplaudert.

Gysi erzählt von Erfahrungen als alleinerziehender Vater

Die Autorin gibt Einblicke in ein paar der Gespräche. Einen Punkt betont sie mehrmals: “Die Fragen sind nicht das Problem.” Sie seien oft sehr persönlich, aber man erfahre dadurch auch viel über das Gegenüber. Zum Beispiel bei Gregor Gysi: “Er war alleinerziehender Vater im Osten. Aber kaum jemand weiß das”, erzählt Kühne.

Gysi habe in dem Gespräch zudem angemerkt, dass er viel Anerkennung für seine Vaterrolle bekommen habe, die einer alleinerziehenden Frau im selben Wohnhaus nicht zuteilgeworden sei.

Mut, Positionen auch außerhalb des eigenen Netzwerks zu besetzen

Im Anschluss an das Gespräch über das Buch startet eine Podiumsdiskussion mit Fränzi Kühne, Prof. Dr. Ruth Fleuchaus, Prorektorin an der HHN, und Carola Herrmann, die unter anderem für das Frauennetzwerk Raum Heilbronn mit dabei ist. Sie sprechen tiefgründig über gesellschaftliche Hindernisse und wie mehr Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in der Berufswelt erreicht werden könnte.

“Es braucht Mut, neue Wege zu gehen”, sagt Herrmann etwa. Nicht nur von Frauen, sondern vor allem von Führungskräften, die sich bei der Besetzung von Positionen auch einmal außerhalb ihres Netzwerks bewegen sollten.

Fleuchaus gibt jungen Frauen mit auf den Weg, “Selbstbewusstsein an den Tag zu legen”, wenn sie ein Ziel vor Augen haben.

Individuelle Lösungen für junge Eltern in den Unternehmen gefordert

Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, da sind sich die drei Frauen einig, bräuchte es individuellere Lösungen für Mütter und Väter, zum Beispiel bei der Arbeitszeit oder für den Wiedereinstieg. Das sei dann auch gut für den Erfolg des Unternehmens: Je vielfältiger ein Team ist, desto besser die Lösungen, die es erarbeitet. Das gehe aus Studien hervor, berichtet Kühne.

Die Begeisterung über die Veranstaltung ist bei den Teilnehmerinnen groß. Sie danken für die Impulse, Tipps und spannenden Einblicke und spinnen Ideen in kleineren Gruppen am Ende der Podiumsdiskussion weiter. Das freut nicht nur die Organisatorinnen, sondern auch die Frauen auf dem Podium, die betonen, wie wichtig Netzwerke und Vertrauenspersonen auf dem Karriereweg und auf dem Weg zur Gleichstellung sind.